Abgasbetrug: Audi-Chef Stadler nun Beschuldigter

Seit mehr als einem Jahr ermittelt die Staatsanwaltschaft nach dem Abgasbetrug gegen Audi. Nun rückt Audi-Chef Stadler in den Mittelpunkt. Am Montag wurden auch seine Privaträume durchsucht

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Audi-Chef Stadler
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Von
  • dpa

Gegen Audi-Chef Stadler liegt nun offenbar genug vor, um ihn anzuklagen.

(Bild: Audi)

Nach dem Abgasbetrug bei Audi werden jetzt auch Audi-Chef Rupert Stadler und ein weiteres Vorstandsmitglied der Volkswagen-Marke als Beschuldigte geführt. Zur Sicherung von Beweismaterial seien heute (11. Juni 2018) die Privatwohnungen der beiden Beschuldigten durchsucht worden, teilte die Staatsanwaltschaft München II mit. Ihnen werden jeweils Betrug sowie „mittelbare Falschbeurkundung“ zur Last gelegt. Hierbei gehe es um den Verkauf von Diesel-Kraftfahrzeugen mit manipulativer Abgassteuerungssoftware in Europa. „Wir kooperieren vollumfänglich mit der Staatsanwaltschaft“, sagte ein Audi-Sprecher.

Die Zahl der Beschuldigten im Ermittlungsverfahren ist damit auf 20 gestiegen. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt Audi, in den USA und Europa ab 2009 mindestens 210.000 Dieselautos mit betrügerischer Software verkauft zu haben. Sie ermittelt wegen Betrugs und strafbarer Werbung. Anfang Februar hatten Staatsanwälte die Audi-Zentrale in Ingolstadt und Büros im Werk Neckarsulm durchsucht.

Wenig später wurden die Privatwohnungen und in einem Fall auch den Arbeitsplatz dreier weiterer Beschuldigter durchsucht. Bei zweien von ihnen handelt es sich nach Angaben der Münchner Staatsanwaltschaft um ehemalige Vorstandsmitglieder von Audi. Es bestehe der Verdacht, dass die Beschuldigten mitverantwortlich dafür gewesen seien, zumindest einen wesentlichen Teil der mit manipulierten Dieselmotoren ausgestatteten Fahrzeuge auf den Markt zu bringen, hatten die Ermittler damals mitgeteilt. Der betroffene Arbeitsplatz sei nicht mehr bei Audi angesiedelt.

Als einziger Beschuldigter kam der ehemalige Chef der Audi-Motorenentwicklung und Porsche-Entwicklungsvorstand in Untersuchungshaft. Er war im September 2017 festgenommen worden. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen.

In einer spektakulären Aktion hatte die Staatsanwaltschaft München am 15. März 2017 während der Jahres-Pressekonferenz von Audi-Chef Rupert Stadler in Ingolstadt die Konzernzentrale durchsucht. Damals ging es um 80.000 in den USA verkaufte Autos. Nach Rückrufen des Kraftfahrtbundesamts für 127.000 in Europa verkaufte Autos mit Schummelsoftware waren die Ermittlungen erweitert worden. (fpi)