Soziologin: "Hackathons sind Selbstausbeutung"
Fröhliche Codefestivals idealistischer Geeks? Eine New Yorker Soziologin findet wenig Gutes an Hacking-Marathons.
- Anton Weste
In Hackathons entwickeln Teams junger, technikbegeisterter Menschen innerhalb kürzester Zeit Hardware- und Softwarelösungen. Was in der IT-Branche als spielerische Chancenplattform für Studenten und Start-ups gilt, betrachtet die New Yorker Soziologin Sharon Zukin mit Ernüchterung. Sie hat von 2015 bis 2016 sieben Hackathons in New York untersucht, die von kommerziellen Firmen gesponsert wurden. Im Interview mit Technology Review stellt sie ihre Ergebnisse vor.
Prekäre Arbeit als "großartige Gelegenheit"
Hackathons sind in der digitalen Wirtschaft eine wichtige Form der Sozialisation von Mitarbeitern und reflektieren den Geist des Silicon Valleys, so Zukin. "Sie definieren prekäre Arbeit zu einer großartigen Gelegenheit um."
Teilnehmer würden darin sozialisiert, auch außerhalb der normalen Arbeitsplätze und Arbeitszeiten tätig zu sein, wovon vor allem die Sponsoren profitieren. Diese "Venture Labor", ein Engagement außerhalb der eigentlichen Arbeit zum Dazulernen, habe mit einer richtigen Ausbildung nichts zu tun.
Dass die Teilnehmer von Hackathons SpaĂź haben, neue Techniken lernen und Kontakte knĂĽpfen, wiegt fĂĽr Zukin die Nachteile nicht auf. Viele Teilnehmer wollen den Hackathon gewinnen und hoffen auf Jobangebote. Allerdings wĂĽrden die dahinterstehenden Unternehmen nur selten jemanden wegen eines Hackathons einstellen, so die Soziologin.
Auch der Nutzen für die Unternehmen hält sich in Grenzen: "Sie bekommen durch Hackathons nur selten ein marktfähiges Produkt und nicht einmal einen funktionierenden Prototyp." Viele Sponsoren veranstalten Hackathons nur, um bei Jobeinsteigern mit einem coolen Image punkten zu können, sagt Zukin.
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