Düsseldorf erprobt Grüne-Welle-App für Radfahrer und autonomes Fahren

Auf einer neuen Experimentierstrecke für "kooperative Mobilität" in Düsseldorf sollen automatisierte und vernetzte Fahrzeuge erprobt werden.

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Düsseldorf erprobt Grüne-Welle-App für Radfahrer und autonomes Fahren

(Bild: RWTH Aachen)

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Vertreter von Politik, Wissenschaft und Wirtschaft haben am Montag in Düsseldorf eine rund 20 Kilometer lange Probestrecke auf dem Betriebshof der Rheinbahn eröffnet, auf der unter realen Bedingungen auf Autobahnen und im innerstädtischen Betrieb der hochautomatisierte und vernetzte Straßenverkehr getestet werden soll. Die Forschungsfahrzeuge mischen sich dem Plan nach in den kommenden Monaten im Rahmen des Projekts "Kooperative Mobilität im digitalen Testfeld Düsseldorf" (KoMoD) direkt unter den alltäglichen Verkehr. Im Gegensatz zu den übrigen Fahrzeugen sollen sie in der Lage sein, Daten untereinander sowie mit Infrastrukturelementen wie Ampeln und Verkehrsschildern auszutauschen ("Car-to-X Communication").

Das Experimentiergebiet umfasst Teile der Autobahnen A57 und A52, das Heerdter Dreieck, den Rheinalleetunnel, eine nahe Brücke und den Stadtteil Friedrichstadt. An KoMoD sind zwölf Partner wie Vodafone, die NRW-Verkehrszentrale, Siemens Mobility, Ford, Mobileye oder das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beteiligt. Sie wollen gemeinsam verschiedene Teilprojekte durchspielen wie eine "Grüne-Welle-App" für Radfahrer. Der Assistent soll unter dem Motto "Smart Cycling" die "richtige Geschwindigkeit" anzeigen, damit Radfahrer möglichst viele Ampeln bei Grün passieren können. Damit werde ein "entspanntes und gleichmäßigeres Radfahren" ermöglicht, heißt es bei der Stadtverwaltung Düsseldorf. Zunächst seien sieben Fahrräder mit einer entsprechenden Anwendung im Einsatz.

Vorführen wollen die Beteiligten zudem etwa einen "Unfall-voraus-Alarm", womit umliegende Fahrzeuge per Mobilfunk eine Warnmeldung auf Basis der neuen eCall-Funktion erhalten sollen. Dazu kommt ein "digitaler Rettungsgassen-Assistent". Einsatzfahrzeuge sollen damit auf dem Weg zum Einsatzort einen Alarm auslösen können, der Verkehrsteilnehmer anleitet, ihnen eine freie Bahn zu lassen. Getestet werden ferner eine Vorrangschaltung für den öffentlichen Personennahverkehr, eine "fahrzeugbasierte Verkehrsdatenerfassung", eine dynamische Routenführung zu Parkhäusern oder Warnungen vor Tunnelsperren.

Das DLR will im Rahmen von KoMoD mit dem speziellen Forschungsfahrzeug "FASCarE" eine nach eigenen Angaben "hochgenaue digitale Karte mit allen relevanten Informationen" zur Teststrecke entwickeln. Eine solche benötigten hochautomatisierte Fahrzeuge, um die eigene Position genau zu ermitteln und diverse Fahrmanöver durchführen zu können. Der Fahrer erhalte damit zudem Informationen von Ampeln, Parkleitsystemen oder die elektronischen Warn- und Geschwindigkeitshinweise der dynamischen Anzeigetafeln direkt in seinem Cockpit angezeigt.

Alle Testfahrzeuge kommunizieren laut DLR über ein spezielles WLAN mit den Ampeln: Anhand der Statusnachricht der Lichtzeichenanlagen und den Informationen aus der digitalen Karte seien sie so in der Lage, "eine optimale Geschwindigkeitsvorgabe zu berechnen, um die bevorstehende Kreuzung ohne unnötig Brems- und Haltevorgänge zu passieren". Dies steigere nicht nur die Sicherheit und den Fahrkomfort. Auch der Verkehr fließe effizienter, Emissionen könnten so gesenkt werden.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat für KoMoD Fördermittel von mehr als neun Millionen Euro bereitgestellt. Das Gesamtprojektvolumen beläuft sich zusammen mit Geldern aus der Industrie auf fast 14,9 Millionen Euro. Die Teststrecke soll von 2019 an einschließlich der verbauten Kommunikationsinfrastruktur für Dritte geöffnet werden. (mho)