Zweirad, allein unterwegs

BMW hat ein selbstfahrendes Motorrad vorgestellt, das bereits Teststrecken umkurven kann.

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Autonom auf zwei Rädern

(Bild: BMW)

Lesezeit: 3 Min.
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Autonome Autos, Laster oder Baumaschinen hat man bereits häufiger gesehen. In Form von Assistenzsystemen findet die Technik längst Zugang zu alltäglichen Anwendungen. BMW aber wagt sich nun an ein deutlich ungewöhnlicheres Projekt: eine selbstfahrende Reise-Enduro. Was nach Science-Fiction klingt, ist mittlerweile Realität.

Das mit "ConnectedRide"-Technik ausgestattete Motorradmodell R 1200 GS zeigt, dass schon jetzt einiges möglich ist: Auf dem BMW-Techniktag legte die Maschine auf Knopfdruck los, befuhr eine mit Kurven gespickte Teststrecke und stellte sich dann wieder brav bremsend neben ihren Entwicklern ab. Gebaut wurde die selbstfahrende R 1200 GS zum Teil aus im 3D-Printer-Verfahren entstandenen Komponenten – so wurde der Motorradrahmen samt Hinterradschwinge am Computer gestaltet und dann direkt gedruckt.

Viel Technik in der Maschine.

(Bild: BMW)

Das Fahrzeug ist allerdings nur ein Demonstrationsobjekt. Niemand fährt schließlich Motorrad, um sich fahren zu lassen. Das System könnte eines Tages aber in Form neuartiger Assistenzsysteme in Standardmaschinen landen – wie bei den Autos. Damit würde ein Motorrad Kreuzungen sicherer befahren, vorausschauender bremsen und insgesamt schneller reagieren, als ein Fahrer das jemals könnte, glaubt man bei dem Münchner Fahrzeugkonzern. Ganz ohne Biker werden die Maschinen aber wohl kaum auf die Straße kommen.

BMW arbeitet übrigens nicht als einziger Motorradspezialist an autonomen Zweirädern. Die in Großbritannien beheimatete Firma AB Dynamics zeigte auf Basis eines C1 (dessen Grundbauform eines Kabinenrollers ebenfalls von BMW kommt) einen selbstfahrenden Scooter. Bei dem Projekt geht es vor allem darum, Zweiräder sicherer zu machen.

Das System soll als Demonstrator für neue Sicherheitssysteme dienen.

(Bild: BMW)

Auch "ConnectedRide" wird von BMW vor allem aus Sicherheitsaspekten vorangetrieben. Der Konzern hat eine "Crashproof"-Vision für Motorräder entwickelt, die die – leider oft schweren – Unfälle mit den stark motorisierten Maschinen vermeiden helfen soll. Dazu wurde mit der "Vision Next 100" 2016 auch ein Konzeptgefährt präsentiert, das einen elektrischen Boxermotor und Textilmaterialien nutzte. Schutzhelm und Schutzkleidung sollen dabei überflüssig sein, weil die Maschine den Fahrer selbst abschottet.

Die selbstfahrende "ConnectedRide"-Maschine wurde vom BMW-Diplomingenieur Stefan Hans und seiner Forschergruppe entworfen, der Prozess dauerte insgesamt zwei Jahre. Zum Start der Entwicklungsarbeit fuhr die R 1200 GS noch mit zusätzlichen Stützrädern, um Umkippunfälle zu verhindern; mittlerweile ist sie ganz normal bereift.

Die fahrerlose Maschine.

(Bild: BMW)

Beim Design arbeitete das Team auch mit Entwicklern der Automobilsparte der Bayern zusammen. Künftig ist unter anderem denkbar, dass ein Motorrad mittels Vehicle-to-Vehicle-Kommunikation (V2V) mit anderen Fahrzeugen "spricht". Das vielleicht noch wichtiger als die V2V-Kanäle zwischen Autos, werden Motorräder doch viel häufiger übersehen. So könnten Fahrer frühzeitig vor der heranbrausenden Enduro gewarnt werden.

(bsc)