Drohender Transportschaden

EU-Sparvorgaben bei Lkw: Widerstand formiert sich

Die EU-Kommission will den CO2-Ausstoß von Lastwagen in den kommenden zwölf Jahren um weitere 35 Prozent senken. Bei Verstößen drohen ungewöhnlich hohe Strafzahlungen. Dagegen formiert sich ein breiter Widerstand

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  • dpa
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Am Mittwoch (14. November 2018) entscheidet die EU-Kommission über den Vorschlag ihres Umweltausschusses, den CO2-Ausstoß von Lastwagen in den kommenden zwölf Jahren um weitere 35 Prozent zu senken. Bei Verstößen drohen ungewöhnlich hohe Strafzahlungen – so hoch, dass sie „selbst große Nutzfahrzeughersteller in ihrer Existenz bedrohen könnten“, wie VDA-Autoverbandschef Bernhard Mattes in Berlin sagte.

Helle Aufregung

Konzernvorstände und Betriebsräte schreiben Brandbriefe an die Politik und gehen gemeinsam auf die Barrikaden – das gibt es nicht alle Tage. Die Pläne der EU, den Spritverbrauch von Lastwagen per Verordnung um ein Drittel zu senken, sorgt in der Branche für helle Aufregung. „Mit einer solchen Entscheidung setzt die EU Zehntausende Jobs alleine in Deutschland aufs Spiel“, warnt Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht. Sein Kollege Saki Stimoniaris von MAN sieht das genauso. „Wenn es das Ziel der Europäischen Kommission und der EU-Parlamentarier ist, die europäische Nutzfahrzeugindustrie zu zerstören, dann handelt sie richtig“, sagt er.

Den EU-Abgeordneten im Umweltausschuss und der EU-Kommission geht es jedoch erst einmal ums Klima. Der Vorschlag „macht die großen Verschmutzer auf der Straße für mehr Klimaschutz verantwortlich“, erklärte der niederländische Grünen-Abgeordnete Bas Eickhout. Im Transportbereich steige der Ausstoß von CO2 weiter. Laut EU-Kommission ist er heute um 19 Prozent höher als 1990, weil immer mehr Waren auf der Straße transportiert werden.

Lkw-Anteil wächst

Stimmt, sagt der europäische Autoherstellerverband Acea, in dem sich auch die Lkw-Hersteller Daimler, MAN, Scania, Volvo und Iveco organisiert haben: Der Lastverkehr wächst, das meiste davon rollt über die Straßen. Aber Lastwagen machten gerade mal 5 Prozent des CO2-Ausstoßes insgesamt aus. Und der einzelne Lastwagen fährt immer sparsamer. Die Spritkosten machen ein Drittel der Betriebskosten aus. Jeder Liter mehr geht vom Gewinn des Spediteurs ab.

Deshalb sind sparsame und damit emissionsarme Lastwagen für die Spediteure wie für die Lkw-Hersteller ein klarer Wettbewerbsvorteil. Im Durchschnitt sank der Verbrauch jedes Jahr um gut ein Prozent – ein schwerer Sattelschlepper schafft heute 100 Kilometer mit 30 Liter Diesel.