Volumenstrom

Fahrbericht: Seat Tarraco 2.0 TDI

Die SUV-Ausschüttung von Volkswagen nimmt kein Ende. Neu: Der Kodiaq- und Tiguan Allspace-Ableger Seat Tarraco, der uns für eine erste Ausfahrt zur Verfügung stand. Überraschend ist, wie wenig überraschend ist

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Seat Tarraco 14 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Ein atemberaubendes Design, mit dem keiner gerechnet hat, sensationelle Highlights im Bereich Multimedia und eine innovative Motorenpalette, an der die Konkurrenz sich orientieren muss – es ist auf den ersten Blick überraschend, auf was Volkswagen beim dritten Aufguss des größten SUV auf der MQB-Plattform alles verzichtet. Der Seat Tarraco ist stattdessen ein sehr ordentlich gemachter Ableger von VW Tiguan Allspace und Skoda Kodiaq. Man kann dem Konzern durchaus eine gewisse Mutlosigkeit vorwerfen, doch mit dieser Strategie ist Volkswagen derzeit enorm erfolgreich. 2017 war ein Rekordjahr, 2018 wäre wohl nochmals besser verlaufen, wäre den Verantwortlichen nicht so furchtbar plötzlich die Umstellung auf den WLTP dazwischengekommen. Macht nichts, 2019 dürfte die Bestmarke aus dem vergangenen Jahr sicher übertroffen werden – Modellen wie dem VW Golf 8 und nicht zuletzt dem Seat Tarraco sei Dank. Letzterer stand uns für eine erste Ausfahrt zur Verfügung.

Konservativismus

Seat mochte sich vom 2012 eingeschlagenen Design-Weg nicht gänzlich lösen. Die eher ruhige Formgebung wird sicher niemand als Aufbruch in eine neue Ära bezeichnen, doch der gestalterische Konservativismus findet aktuell eben sehr viele Käufer. Immerhin altert diese Optik nicht so schnell wie manch betont modischer Entwurf. Das gilt auch für den Innenraum, der funktional eingerichtet ist und schon im Vorserienmodell sauber verarbeitet wirkt. Eine schmale Holzfurnierapplikation bemüht sich um etwas Noblesse.

Wenigstens haben sie den Fehler, das Display für das Infotainmentsystem auf Höhe der Knie zu versenken, hier nicht wiederholt. Zudem hatten die Verantwortlichen offenbar die Kritik am knopflosen Navi satt: Wie früher gibt es nun wieder Drehregler für Lautstärke und Kartenzoom. Fortschritt bedeutet manchmal eben auch, sich einen Schritt zurück zu wagen. Die Bedienung im täglichen Umgang profitiert davon.

Vertraut

Ob sich das vom Kombiinstrument, das viele zur Abgrenzung des gewohnten fälschlicherweise als digitales oder gar virtuelles bezeichnen, gleichermaßen behaupten lässt? Positiv zu vermerken ist, dass die Gestalter langsam auf den Geschmack kommen und es in immer mehr Autos immer mehr mögliche Darstellungen gibt. Nicht zwangsläufig steigt damit auch die Zahl der sinnvollen Konfigurationen: Der Halbkreis-Tacho ist, auch durch seine unterschiedliche Skalierung, nicht besonders gut ablesbar. Aber Volkswagen zwingt dazu niemanden: Es gibt auch Rundinstrumente, die gut ablesbar sind. Die rechts und links beigelegten Anzeigen für Tankinhalt und Temperatur sind mit ihrer groben Auflösung weder funktional noch optisch ein Gewinn. An einigen Stellen würden wir uns zudem etwas mehr Frische in der Gestaltung wünschen. Ob nun Lenkrad, Fensterbetätigung, Klimabedienung, Wählhebel, Lichtschalter oder auch Lenksäulenhebel – für ein flammneues Auto wirkt vieles doch arg vertraut.

Riesig

Funktional gibt es daran nichts auszusetzen. Hier muss man nicht erst in ein Menü, um die Innenraumtemperatur zu verändern oder die Sitzheizung zu aktivieren. Die Tasten auf dem Lenkrad funktionieren genau so, wie man es sich wünscht, und nicht erst nach dem dritten Wisch über eine Touchfläche. Die Sitze sind groß, weit verstellbar und bequem. Das Platzangebot ist riesig, vor allem vor dem Hintergrund, dass hier ein Auto mit der Verkehrsfläche eines Audi A4 Avant steht. Auch groß gewachsene Menschen können im Tarraco bequem hintereinander sitzen. Auf der dritten Sitzbank, die es nur gegen Aufpreis geben wird, ist das Platzangebot dagegen bescheiden – aber wer würde das einem Auto dieses Formats ernsthaft vorwerfen? Kurz und gut: Wer einen Ersatz für einen Van sucht, sich mit diesem aber nicht mehr anfreunden mag, könnte hier einen passenden Mitspieler finden. Der Kofferraum fasst zwischen 760 und 1920 Litern. Damit dürfte der Tarraco für alle gängigen Transportaufgaben einer Familie bestens gerüstet sein.