Kastenkopie

Vorstellung: Opel Zafira Life

Der vierte Opel Zafira verliert die Eigenständigkeit seiner Vorgänger. Als Vorlage dient der Peugeot Traveller. Wirtschaftlich erscheint dieser Schritt sinnvoll, zumal das Interesse der Kunden an Vans zurückgeht

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Opel Zafira Life 16 Bilder

(Bild: Opel)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz

PSA hat Opel nicht übernommen, um alles wie bisher weiterzuführen. Wenn eine Marke rund 20 Jahre lang Verluste macht, muss sich etwas ändern, auch wenn die Einschnitte in diesem Fall für viele, die ihre berufliche Existenz auf den Arbeitgeber Opel gebaut haben, sehr bitter waren. Die Franzosen, vor ein paar Jahren noch selbst ein Sanierungsfall, greifen bei Opel hart durch. Vieles geschieht derzeit noch im Hintergrund, doch Modelle wie der neue Zafira Life zeigen, in welche Richtung es gehen könnte.

Französische Vorlage

Fans der Marke machen sich Sorgen, dass ein Opel künftig nicht mehr als ein Ableger eines französischen Autos ist. Vollkommen unberechtigt ist diese Befürchtung nicht, worauf unter anderem der großflächige Stellenabbau im Entwicklungszentrum Rüsselsheim hindeutet. Auch der neue Zafira Life ist ein Fingerzeig auf die kommende Strategie, denn er ist mit nahezu jeder Faser eine Kopie des Peugeot Traveller. Nüchtern betrachtet mag es auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen, denn die allgemeinen Verkaufszahlen von Vans in den vergangenen Jahren hätten eine komplette Neuentwicklung eines eigenständigen Zafira nicht gerechtfertigt. Wobei man diese Überlegung natürlich auch umdrehen kann: Wenn sich eine bestimmte Form nicht mehr gut verkauft, lohnt es sich dann wirklich, ein zweites Modell, welches dem Original bis auf wenige Details gleicht, auf den Markt zu werfen? PSA scheint sich da Hoffnungen zu machen.

Drei Längen

Die ersten drei Generationen unternahmen den Versuch, das Thema „praktischer Familienschlepper“ optisch irgendwie ansprechend aufzubereiten. Wie erfolgreich Opel mit diesem Ansinnen war, mag der Betrachter allein entscheiden. Nummer vier unterlässt diesen Versuch gleich ganz und verschreibt sich einer nüchternen Kastenform. Die wird in drei verschiedenen Längen angeboten: Die kürzeste Version „small“ ist mit 4,6 Metern kaum länger als ein Ford Grand C-Max oder ein BMW 2er Gran Tourer, soll aber bis zu neun Menschen transportieren.

Die mittlere Varinate misst 4,95 Meter und ist damit als Konkurrent von VW Bus und Mercedes V-Klasse (Test) zu sehen. Gerade in diesem Bereich wäre ein schlagkräftiger Gegner sehr zu begrüßen, denn die beiden genannten verkaufen ihre Modelle für viel Geld, ohne dies in der Vergangenheit immer mit einer Qualität verbunden zu haben, die diese Preise rechtfertigt. Die größte Fassung des Zafira wird schließlich 5,3 Meter messen und damit einer der längsten Serien-Pkw auf dem europäischen Markt werden. Das maximale Ladevolumen liegt dann bei 4500 Litern.

Im ersten Beipackzettel verrät Opel noch nichts zu den Motoren. Sollten auch diese vom Peugeot Traveller übernommen werden, wird es vorerst vier Diesel mit 102, 120, 150 und 177 PS geben. Denkbar wären auch Auto- und Erdgas. In zwei Jahren soll ein elektrischer Antriebsstrang hinzukommen. Schon zum Verkaufsstart wird alternativ auch ein Allradantrieb angeboten.

Preis: Noch unbekannt

Geheim hält Opel derzeit auch noch die Preise. Doch eine grobe Orientierung liefert wie so oft die Konkurrenz: Ein Ford Grand C-Max mit 95-PS-Diesel kostet derzeit unverhandelt 23.700 Euro. Ein bereits recht gut ausgestatteter Renault Grand Scenic (Test) mit 120-PS-Diesel liegt bei 28.090 Euro. In diesem preislichen Umfeld erwarten wir auch den Opel Zafira Life. Gegen Aufpreis wird es für ihn unter anderem einen kamera- und radarbasierten Geschwindigkeitsassistenten und ein Head-up-Display geben. Letzteres spiegelt seine Informationen nicht in die Windschutzscheibe, sondern auf ein kleines Extraglas, immerhin in Farbe.

Das restliche Angebot an Unterstützung enthält sich ebenfalls spannender Innovationen: Toter-Winkel-, Müdigkeits- und Spurverlassenswarner, Fernlicht-Assistent sowie ein Navigationssystem mit Echtzeitverkehrsdaten und einer 3D-Darstellung von Sehenswürdigkeiten in ausgewählten Großstädten sind nichts, was im Jahre 2019 eine einzigartige Anziehungskraft hätte. Das ist nicht weiter tragisch, denn für die meisten Käufer geht es vorrangig um ein günstiges Preis-Platz-Verhältnis. Wir vermuten, dass der Opel Zafira Life genau das liefern wird. Diese Herangehensweise könnte sich zumindest wirtschaftlich auszahlen, denn sie scheint wichtiger als ein eigenständiger Auftritt, der für die meisten Interessent vermutlich zweitrangig ist. (mfz)