Fahrbericht VW Amarok 3.0 TDI V6 4motion

Bei allem Chic und reichhaltiger Ausstattung bleibt der VW Amarok in seiner Konstruktion ein pragmatisches Nutzfahrzeug. Seit 2016 ist er nur noch mit V6-Diesel erhältlich. Wir probierten die Spitzenmotorisierung in Volkswagens kleinem Lastwagen

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  • mit Material von pressinform
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Bis September 2016 musste der Amarok mit zwei Liter großen Dieselmotoren in verschiedenen Leistungsstufen auskommen. Ähnlich kompakten Pick-Ups wie Mitsubishi L200 (Test), Nissan Navara oder Ford Ranger gegenüber hatte der VW dadurch vor allem einen Hubraumnachteil. Heute überflügelt er die Vierzylinder der vorwiegend japanischen Konkurrrenz mit V6-Laufkultur, auf Wunsch auch mit Leistung. Wir probierten die Spitzenmotorisierung in Volkswagens kleinem Lastwagen.

Seit April 2018 ist der Amarok in einer Variante mit 258 PS und mit 580 Nm, im Boost-Modus sogar kurzzeitig 272 PS und 600 Nm erhältlich. Nur Daimler bietet in seiner auf dem Nissan Navara basierenden Mercedes X-Klasse seit Juli 2018 eine vergleichbare Motorisierung. Der Dreiliter-V6-Diesel des Mercedes X350d (Test) bietet 258 PS und 550 Nm.

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Der VW Amarok 3.0 TDI V6 4motion ist mit 272 PS und 580 Nm ĂĽbergut motorisiert.

Der VW Amarok 3.0 TDI 4motion beschleunigt damit selbst aus niedrigen Drehzahlen nicht nur souverän sondern mit rund 7,5 Sekunden auf 100 km/h geradezu absurd für ein Nutzfahrzeug. Sehr gut abgestimmt hat Volkswagen die Achtgangautomatik, deren erster Gang für Anfahren im Gelände, am Berg oder mit einem Hänger betont kurz ausgelegt ist. Der Normverbrauch ist mit 8,3 Liter angegeben, auf unseren Fahrten verbrauchte der Pritschenwagen ohne Ladung rund zehn Liter Dieselkraftstoff. Mit vollem 80-Liter-Tank bleibt so immerhin eine Reichweite von rund 800 Kilometern. Der Harnstoff-Tank für die Abgasentstickung fasst 13 Liter. Wenig, denn einen Verbrauch von rund eineinhalb bis drei Liter auf 1000 km darf man bei normaler Nutzung mindestens unterstellen.

Auf der 2,5 Quadratmeter großen Ladefläche lässt sich eine Europalette sogar quer transportieren, Zurrösen ermöglichen eine sichere Befestigung der Ladung, die je nach Lagenzahl der bestellten Blattfedern 886 oder 1040 kg schwer sein darf. Von den Versionen mit Achtgang-Automatik dürfen Anhänger bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen bewegt werden. Mit 2,2 Tonnen leer ist der Amarok knapp zehn Prozent schwerer als die schlankesten Pick-Ups in seiner Dimension, den größten Anteil am Mehrgewicht dürften Motor und Getriebe haben.

Zwar merkt man dem geländegängigen Pritschenwagen gerade innen sein Alter an, doch der Antrieb ist up to date. Die Fahrwerkstechnik dagegen entspricht – zumindest an der Hinterachse – dem Stand von vor mehr als 100 Jahren. Das ist richtig so, denn ein Leiterrahmen mit Starrachse an Blattfedern ist immer noch die beste Konfiguration in einem Nutzfahrzeug, zumal, wenn es auch noch geländegängig sein soll. Die Bauart vereinigt Robustheit und Beweglichkeit, ganz nebenbei ist sie auch noch die billigste.

Pkw-Komfort braucht man von so einem Konzept allerdings nicht zu erwarten. Die von der vorderen Einzelradaufhängung zunächst brav weggeschluckten Unebenheiten werden von der Hinterachse – vor allem bei wenig Gewicht auf der Ladefläche – zuverlässig nachgemeldet. Auf kurvigen Strecken verhageln Eigenlenken und noch viel stärker die bauartbedingt unbeladen zu wenig belastete, für sich genommen aber spürbar schwere Hinterachse den Schnitt. Das ist kein Amarok-Bashing, es gilt so natürlich auch für alle seine Wettbewerbsmodelle. Mit dem Unterschied, dass der Amarok mit der geringeren Zuladung mit weicheren hinteren Federn eine Spur angenehmer federt.