Kugelfrisch

Fahrbericht Honda HR-V 1.5 Sport

Honda hat den HR-V leicht retuschiert, ihm den Diesel genommen und dafür einen neuen turboaufgeladenen 1,5-Liter-Vierzylinder vorgestellt. Der 182 PS starke HR-V Sport ist das neue Topmodell, nach wie vor mit Frontantrieb. Macht sowas Sinn oder gar Spaß?

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Honda HR-V 1.5 Turbo Sport 13 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christian Lorenz

Honda hat sein kompakt-rundliches SUV HR-V leicht überarbeitet. Die optischen Retuschen an der Front sind eher zurückhaltend ausgefallen. Nach wie vor polarisiert das Design. Auch mit der neuen Frontmaske sieht man in dem 4,35 m langen Ateca-Konkurrenten noch einen Charakterkopf. Keine Geschmackssache sind jedoch die neuen LED-Leuchten, die mehr Licht und weniger Leuchtmittel-Verschleiß versprechen. Schade ist, dass Honda sich offenbar durch den Volkswagen-Skandal dazu gezwungen sieht, seinen überzeugenden 1,6-Liter-Diesel aus dem Programm zu werfen.

Als eine Art Trost und um jegliche Umweltdiskussion gleich ad absurdum zu führen, stellen die Japaner einen dem 1,5-Liter-Saugbenziner mit 130 PS einen neuen Turbomotor mit 182 PS an die Seite. Das ist entspricht dem allgemeinen Trend, sparsame Diesel gegen Ottomotoren mit hoher Leistung und zweifelhaftem Umweltnutzen auszutauschen. Der 182 PS starke Turbo kommt im Paket mit einer neuen Sportversion, die chromverziert, mit schwarz lackierten Details und 225er-Reifen auf 18-Zoll-Leichtmetallfelgen ein wenig aggressiv auftritt.

Variabel nutzbarer Raum

Zum Glück unangetastet blieb der Kofferraum. Er beeindruckt weniger durch sein Volumen von 470 bis 1103 Litern. Vielmehr stellt er diesen Raum ausgesprochen gut nutzbar und variabel zur Verfügung. Die Rücksitzlehnen werfen sich mit einem Handgriff dienstfertig nach vorne. Die Sitzflächen sind wie im Honda Jazz (Test) nach vorn klappbar, um etwa ein Fahrrad quer in den Fondfußraum zu stellen. Zudem nimmt einem die maximale Laderaumlänge von 1,84 m die Angst vor dem Ikea-Einkauf.

Etwas mehr Liebe im Detail hätte aber dem Cockpit gutgetan. Es macht wenig Spaß, bei jedem Handgriff daran erinnert zu werden, dass ein Controller das Cockpitmaterial ausgesucht hat. Mehr Spaß macht des dagegen, den HR-V Sport flott zu bewegen. Der 1,5-Liter-Turbo ist sehr drehfreudig. Das maximale Drehmoment von 240 Nm steht zwischen 1900 bis 5000 Umdrehungen zur Verfügung.

Zusammen mit dem knackigen Sechsgang-Schaltgetriebe erinnert der Motor an alte GTI-Zeiten. Der 1.5 Sport beschleunigt in 7,8 Sekunden auf 100 km/h und läuft 215 km/h schnell. Das 1300 Euro zusätzlich kostende CV-Getriebe mit sieben virtuellen Stufen schränkt Fahrspaß und Dynamik ein und passt so wenig zum Anspruch des Autos. Mehr noch als die Fahrleistungen, die sich heutzutage ziemlich unspektakulär lesen, erfreut der HR-V Sport durch seine alte, analoge und ehrliche Dynamik.

Ehrliche Dynamik

Die Lenkung ist direkt und fein dosierbar, der Motor nicht zu Tode gedämmt und das moderne Fahrwerk mit Verbundlenkerhinterachse gekonnt abgestimmt. „Performance Damper“ genannte Dämpfer wirken bei der Serpentinenhatz Wank- und Torsionsbewegungen entgegen. Gleichzeitg ist die Federung komfortabel genug, um auf langen Autobahnetappen den Nachwuchs schlafen zu lassen. Und das theoretisch sogar relativ lange: Der WLTP-Verbrauch liegt bei 6,7 Litern Super. Somit verspricht der 50 Liter-Tank Reichweiten von nahezu 700 Kilometern.

Leider ist der SUV nach wie vor nicht mit Allradantrieb zu bekommen. Gerade der Sportversion hätte ein variabler Allrad aber gutgetan, damit nicht die ganze Kraft über die Vorderräder auf die Straße muss, was bisweilen die Schlupfregelung fordert und auch in der Lenkung zu spüren ist.

Der Basispreis für den mäßig ausgestatteten Honda HR-V Comfort 1.5 mit 130 PS liegt bei 21.590 Euro. Der 182 PS starke HR-V Turbo Sport kostet gut ausgestattet mindestens 29.990 Euro. Ob sich der überarbeitete HR-V mit dieser Preisgestaltung gegen die arrivierten kompakten Frontantriebs-SUV wie Ateca und Karoq durchsetzen kann, wird sich zeigen. Für Leute, die in diesem Segment etwas mit Fahrspaß suchen, ist der HR-V Sport jedenfalls eine echte Alternative – so etwas wie die Spaßkugel unter den Frontantriebs-SUV. (chlo)