Kraftangabe

Elektromotorrad Fuell Flow-1S

Erik Buell baut wieder Motorräder, jetzt aber mit Elektro-Antrieb. Optisch ist die Verwandtschaft der Fuell Flow-1S zu seinen früheren Modellen nicht zu übersehen, doch diesmal kommt sie lautlos, aber umso kräftiger daher: Die Flow-1S hat sagenhafte 750 Nm Drehmoment

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Fuell Flow-1S 15 Bilder
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Erik Buell baut wieder Motorräder, jetzt aber mit Elektro-Antrieb. Optisch ist die Verwandtschaft der Fuell Flow-1S zu seinen früheren Modellen nicht zu übersehen. Diesmal kommt sie lautlos, aber umso kräftiger daher: Die Flow-1S hat 750 Nm Drehmoment.

Erik Buell gehört zweifellos zu den legendären Gestalten der Motorradszene. Schon von klein auf mit Leib und Seele Racer, gab er 1983 seinen Job als Ingenieur bei Harley-Davidson auf, um sich der Entwicklung seiner eigenen Rennmotorräder zu widmen. Die Modelle kamen bei seinem ehemaligen Arbeitgeber (deren Motoren er verwendete) so gut an, dass Harley-Davidson schließlich die Buell Motorcycle Company aufkaufte. Auch wenn seine Motorräder weltweit Beachtung fanden, konnte Buell nie Gewinne einfahren und im Zuge der Weltwirtschaftskrise machte Harley-Davidson 2009 das defizitäre Buell-Werk von heute auf morgen dicht. Erik Buell versuchte zwar einen Neustart mit EBR Motorcycles, der aber aus finanziellen Gründen 2017 schließlich scheiterte.

Prominente Mitstreiter

Nun also der nächste Versuch, diesmal mit Elektro-Motorrädern. Die Elektro-Szene boomt gerade und Buell hatte bereits 2014 einen Elektro-Roller für seinen damaligen indischen Joint-Venture-Partner Hero entwickelt. Vielleicht gab das für den inzwischen 69jährigen Erik Buell den Ausschlag, es noch einmal zu versuchen. Immerhin suchte er sich mit Frédéric Vasseur und Francois-Xavier Terny prominente Partner. Der Ingenieur Vasseur brachte es als Teamchef zunächst in der Formel 3 und dann in Formel 1 (Renault und Sauber) zu Ruhm und förderte junge Talente wie Sebastian Vettel und Lewis Hamilton. 2013 gründete er Sparks Racing Technology und baute die Chassis für die FIA-Formel E-Meisterschaft. Terny hingegen ist Finanzjongleur und Investor. Offensichtlich konnte Buell ihn von seiner neuen Idee überzeugen und Terny übernahm den Posten als CEO. Außerdem holte Buell mit Artem Smirnov einen jungen, aber hoch talentierten Designer mit an Bord. Der Weißrusse hatte bereits durch einige außergewöhnliche Motorrad-Design-Studien auf sich aufmerksam gemacht.

Fluid-1S mit Monocoque aus Magnesium

Fuell startet mit dem Fluid, einem Elektrofahrrad und dem Elektromotorrad Flow-1S, das seinem Namen mit fließenden Linien alle Ehre macht. Sie erinnert in der Silhouette ein wenig an die Buell Ulysses. Der Großteil der Flow-1S ist vollverkleidet, die Sitzbank mit Platz für zwei Personen quasi freischwebend, dank eines Monocoques aus Magnesium. Der vermeintliche Tank beherbergt einen 50 Liter großen Stauraum.

Bei der Federung setzt Fuell auf Bewährtes, vorne arbeitet eine Upside-down-Gabel mit 40 Millimeter Standrohr-Durchmesser, hinten ein Federbein, das sich nur in der Vorspannung einstellen lässt. Offensichtlich legt Erik Buell weiterhin Wert auf die Handlichkeit seiner Fahrzeuge und wählte einen kurzen Radstand von 1370 Millimeter. Das Außergewöhnlichste an der Flow-1S ist ihr Antrieb per Radnabenmotor, auf die Eigenentwicklung hat Fuell die Patentrechte angemeldet. Die komplette Hinterradfelge ist ausgefüllt mit dem Elektromotor und wird von einer Einarmschwinge geführt. Der Elektromotor soll wahlweise 15 oder 48 PS leisten – wohl um auch in den europäischen Stufenführerschein zu passen. Die Höchstgeschwindigkeit der stärkeren Variante wird bei 137 km/h abgeregelt – ein Tempo, das in den USA legal ohnehin nicht gefahren werden darf.