Mit Leichtigkeit

Porsche 718 RS 60 Spyder

Der Porsche 718 RS 60 Spyder war die radikalste Variante der 718er Baureihe: Nur 550 Kilogramm leicht und mit einer Leistung von 118 kW / 160 PS räumte der Mittelmotorsportwagen ab 1960 bei Bergrennen und der berühmten Rundfahrt Targa Florio so ziemlich alles ab, was man gewinnen konnte

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Porsche 718 RS 60 Spyder 10 Bilder
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll; pressinform
Inhaltsverzeichnis

Der Porsche 718 RS 60 Spyder war die radikalste Variante der 718er Baureihe: Mit einem Gewicht von nur 550 Kilogramm und einer Leistung von 118 kW / 160 PS räumte der Mittelmotorsportwagen ab 1960 bei Bergrennen und der berühmten Rundfahrt Targa Florio so ziemlich alles ab, was man gewinnen konnte.

Einem Auto, wie dem Porsche 718 RS 60 Spyder begegnet man mit einem gehörigen Schuss Ehrfurcht. Das liegt nicht nur am Wert, der vermutlich einen zweistelligen Millionenbetrag ausmacht, sondern auch an der grandiosen Historie. Mit einem solchen Gefährt demütigte Porsche 1960 bei der legendären Sizilien-Rundfahrt Targa Florio die Konkurrenz und holte die Plätze eins und drei. Am Berg war gegen das 550-Kilogramm-Leichtgewicht ohnehin kein Kraut gewachsen. Der Schweizer Heini Walter gewann im 718 RS 60 Spyder die Europa-Bergmeisterschaft 1960 und 1961.

Ernst gemeint trotz niedlicher Maße

Jetzt darf ich den Spyder, von dem nur 19 Stück gebaut wurden, im Rahmen der Wiederauflage des Gaisbergrennens nahe Salzburg artgerecht bewegen. Schon der erste Anblick bestätigt die Vermutung: Die silberne Flunder, unter einem Meter hoch, 3,70 Meter lang, 1,51 Meter breit und mit einem kurzen Radstand für wieselflinke Passfahrten versehen, ist ein Rennwagen, der es trotz seiner niedlichen Maße ernst meint. Leichtbau und maximale Leistung sorgten in der „kleinen“ Klasse der Sportwagen-Weltmeisterschaft für Furore. Das merke ich schon beim Hineinschlängeln in den eng geschnittenen Zweisitzer. Die Taktik, sich an der Cockpitwand und dem Sitz abzustützen, sich auf das Bodenblech zu stellen und die Beine unter dem Lenkrad zu versenken, ist verboten. „Bitte nur auf den Stahlrahmen treten, sonst drückt es uns irgendwann das Bodenblech heraus“, macht der Porsche-Mitarbeiter freundlich, aber unmissverständlich klar. Aluminium ist zwar leicht, aber auch weich und dient im 718 RS ausschließlich als aerodynamischer Abschluss des Fahrerfußraums nach unten.

Erfolgreich in der kleinen Sitzschale versenkt, nimmt mich die unausweichliche Präsenz des Porsche 718 RS 60 Spyder gefangen. Das geht schon beim Schalten los. Er hat als Bergspezialist nämlich im Grunde zwei erste Gänge – einen „kurzen“ (drücken und links nach oben) und einen „normalen“, der einfach nach oben geschoben wird.

Abschied von den Stoßstangen

Der luftgekühlte Vierzylinder ist ein mechanisches Wunder mit zwei obenliegenden Nockenwellen pro Zylinderkopf, angetrieben von je einer Königswelle. Über die damit möglichen, hohen Drehzahlen erreichte man erstmals Literleistungen weit jenseits der vom Volkswagen (damals noch nicht „Käfer“) abgeleiteten Motoren des Porsche 356 mit zentraler Nockenwelle und langen, drehzahlbegrenzenden Stoßstangen. Der nach seinem Konstrukteur auch gern als „Fuhrmann-Motor“ bezeichnete Boxer dreht über 8000/min. Unter anderem aufgrund seiner konstruktiv nötigen, extrem engen Toleranzen ist er ein reiner Rennmotor und nicht für den Alltagsgebrauch geeignet.