Schwerpunkt verlagert

Vorstellung: Mini Cooper SE

Zehn Jahre nach dem Prototyp geht nun der erste Mini mit E-Motor in Serie. Ähnlich wie Honda beteiligt sich auch BMW nicht am Wettrüsten um mehr Reichweite. Ein Sonderangebot wird der Mini Cooper SE allerdings trotzdem nicht

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Mini Cooper SE 13 Bilder

(Bild: BMW)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Christoph M. Schwarzer

Mini, einstmals Synonym des Kleinwagens, stellt den Cooper SE vor. Die Energie für den 135 kW starken Elektromotor bekommt der Mini aus einer Batterie, die in T-Form im Wagenboden integriert ist. Die Karosserie muss dafür um 18 Millimeter höher gelegt werden. Der Schwerpunkt verlagert sich wegen des Eigengewichts der Batterie trotzdem um 30 Millimeter nach unten. Zusammen mit einer aktornahen Radschlupfbegrenzung soll der Mini Cooper SE seinem Wesenskern treu bleiben – schnell um die Ecken, hurtig auf der Geraden.

Das könnte klappen, denn der SE wiegt mit 1365 zwar 145 kg mehr als ein vergleichbarer Mini mit Verbrennungsmotor. Für ein Elektroauto aber ist das vergleichsweise wenig. Der Cooper SE kostet mindestens 32.500 Euro, von denen momentan 4000 Euro als sogenannter Umweltbonus abgezogen werden können.

Zehn Jahre nach dem Feldversuch mit dem damaligen Mini E startet die BMW Group damit eine Serienversion. Nach Aussage des Herstellers ist der aktuelle Dreitürer von vornherein für den Einbau eines batterieelektrischen Antriebsstrangs konzipiert gewesen. Eine Einschränkung beim Kofferraumvolumen (211 Liter, bei umgeklappter Rückbank 731 Liter) zum Beispiel gibt es nicht. Darüber hinaus ist der Cooper SE mit allem ausgestattet, was ein Elektroauto haben sollte.

Dreiphasiges AC-Laden und Wärmepumpe

So kann der Cooper SE serienmäßig mit elf kW Wechselstrom (AC) oder mit 50 kW Gleichstrom (DC) geladen werden. Die Ladezeit an einer dreiphasigen AC-Wallbox beträgt dreieinhalb Stunden auf 100 Prozent. An einer DC-Säule sind in 35 Minuten 80 Prozent erreicht. Die Bruttokapazität des elektrochemischen Speichers liegt bei 32,6 kWh. Für die Reichweite gibt Mini je nach Reifenbreite 235 bis 270 Kilometer an – Werte, die im neuen Messzyklus WLTP erhoben, aber „zur Vergleichbarkeit“ auf den ausgelaufenen NEFZ zurückgerechnet werden. In der Realität dürften davon 150 bis 200 km übrigbleiben.

Zur Grundausstattung des Mini Cooper SE gehören zusätzlich eine energiesparende Wärmepumpe, eine per App bedien- und programmierbare Standheizung oder -Kühlung, LED-Scheinwerfer, eine Zweizonen-Klimaautomatik sowie eine zweistufige Rekuperation, die den One-Pedal-Drive wie im BMW i3 möglich macht. Es wurde also nicht zu sehr gegeizt. Trotzdem werden sich in der Preisliste zahlreiche Möglichkeiten finden, den Preis heftig nach oben zu treiben.

Der Cooper SE steht für die ersten Fotos auf 17-Zollfelgen „Electric Corona Spoke 2-Tone“. Ohne Zuzahlung sind die Leichtmetallräder „Electric Revolite Spoke“ im 16-Zoll-Format montiert. Dazu gibt es gelbe Akzente an Außenspiegeln und Grill. Der Mini Cooper SE ist alternativ in etlichen anderen Farb- und Felgenkombinationen zu haben, die den elektrischen Charakter nicht hervorkehren. Allein der geschlossene Grill ist allen gemeinsam.

Vergleichsweise leicht

Nach der Papierform verspricht der elektrische Mini viel Dynamik. Nicht wegen der reinen Fahrleistungen (7,3 Sekunden bis 100 km/h, abgeriegelte Spitzengeschwindigkeit 150 km/h). Sondern wegen der Kombination aus dem für batterieelektrische Autos geringen Gewicht von 1365 kg sowie der aktornahen Radschlupfbegrenzung: Diese berechnet den Regelvorgang direkt im Antrieb und nicht wie bei konventionellen Fahrstabilitätssystemen in einem entfernten Steuergerät mit langen Signalwegen. Eine Lösung, die bereits im BMW i3S (Test) durch erstklassige Traktion und extrem schnelle Eingriffe überzeugt.

Der Mini Cooper SE wurde in Dingolfing entwickelt und läuft in Oxford vom Band, wo die anderen Minis produziert werden. Konzeptionell konkurriert der Cooper SE mit dem Honda e: Dieser Vergleich wird spannend. Der Mini ist leichter als der Honda, aber der Japaner hat Heckantrieb. Beide Autos wollen keine typischen elektrischen Kleinwagen wie etwa der Opel e-Corsa sein. Ihre Batterien sind für heutige Verhältnisse eher klein, richten sich also direkt an alle, die damit ohnehin keine großen Reisen planen. Stattdessen geht es ums Pendeln, Einkaufen oder den Kinder-Shuttle. Das klingt sinnvoll – im Gegensatz zum Wettrüsten bei den Batteriekapazitäten, das zu immer schwereren Fahrzeugen mit hohem Materialeinsatz führt.

Der Mini Cooper SE ist ein vielversprechender Anfang für die Marke. Mittelfristig wird Mini wohl auch den Countryman elektrifizieren müssen. Das SUV-artige Auto hat den größten Marktanteil bei Mini. Um mit der Konkurrenz wie dem Kia e-Niro (Test) mithalten zu können, braucht der Countryman ebenfalls eine Version ganz ohne Verbrennungsmotor. (chlo)