Richtungsweisend

BMW: Zipse wird neuer Konzernchef

Steckt BMW in Schwierigkeiten? Verfolgt man die Berichterstattung rund um den Wechsel des Konzernchefs, könnte man zu diesem Schluss kommen. Dabei erfreut sich BMW glänzender Absatzzahlen. Krüger geht trotzdem, denn BMW hat an einigen Stellen die Orientierung verloren

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  • dpa
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Steckt BMW in Schwierigkeiten? Verfolgt man die aktuelle Berichterstattung rund um den Wechsel des Konzernchefs, könnte man zu diesem Schluss kommen. Dabei erfreut sich BMW glänzender Absatzzahlen, dass Mercedes ein Stück voraus ist, ändert nichts daran. Harald Krüger geht trotzdem, denn der Konzern hat an einigen Stellen die Orientierung verloren. Hier muss der Nachfolger ansetzen.

Zipse übernimmt

Zwei Wochen nach dem Rücktritt von Konzernchef Harald Krüger hat der BMW-Aufsichtsrat den bisherigen Produktionsvorstand Oliver Zipse zum Nachfolger berufen. Der 55 Jahre alte Ingenieur übernimmt den Vorstandssitz schon am 16. August 2019, wie das Unternehmen mitteilte. Der 53-jährige Krüger hatte nach vier Jahren an der Spitze erklärt, er wolle seinen im April 2020 auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern. Unter ihm schloss BMW wichtige Partnerschaften bei Mobilitätsdiensten und beim autonomen Fahren. Kritiker warfen ihm aber vor, dass BMW seine Führungsrolle bei der Elektromobilität eingebüßt habe und Mercedes bei den Verkaufszahlen vor drei Jahren überholt hat.

Letzteres ist unbestreitbar, ersteres liegt nicht zwingend auf der Hand. Der innovative i3 war ein mutiges Projekt, doch der Markt belohnte das nicht. Krüger tat sich schwer mit der Entscheidung, wie es angesichts der zurückhaltenden Verkaufszahlen weitergeht. Über einen direkten Nachfolger ist bis heute nichts nach außen gedrungen. Andererseits gibt es eine Reihe von Modellen mit E-Antrieb, die auf dem Weg in die Serienfertigung sind – und wohl größere Chancen auf Erfolg haben.

Die fehlende Führungsstärke zeigt sich auch im Design der jüngsten Modelle. Es ist nicht zu erkennen, wohin BMW eigentlich möchte. Die groteske Vergrößerung der Nieren mag den Weg Richtung Osten weisen, Richtung Zukunft eher nicht. Fähige Designer wie Karim Habib oder Jozef Kaban wechselt zu BMW – und sind inzwischen aufgrund interner Querelen wieder weg.

Uneitel

Aufsichtsratschef Norbert Reithofer sagte nach der Sitzung im US-Autowerk Spartanburg: „Mit Oliver Zipse übernimmt ein führungsstarker Stratege und Analytiker den Vorstandsvorsitz der BMW AG.“ Er werde dem Unternehmen „zusätzliche Impulse bei der Gestaltung der Mobilität der Zukunft verleihen“. Zipse gilt als uneitel, aber durchsetzungsstark. Die Internationale Automobilausstellung (IAA) Anfang September wird sein erster großer Auftritt als Konzernchef werden.