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BMWs Streichkandidatenliste

Nicht nur bei Mercedes wird nach den vier Gewinnwarnungen das Portfolio mit einer harten Bürste durchgekämmt. Auch bei BMW fallen in den nächsten Jahren einige Modelle aus dem überreichlichen Modellangebot

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  • Stefan Grundhoff; press-inform

Nicht nur bei Mercedes wird nach den vier Gewinnwarnungen das Portfolio mit einer harten Bürste durchgekämmt. Auch bei BMW fallen in den nächsten Jahren einige Modelle aus dem überreichlichen Modellangebot.

BMWs Fahrzeugportfolio bringt selbst Händler an ihre Grenzen, einige Baureihen stehen quer zu BMWs selbst erhobenem Anspruch, die Elektrobaureihe gilt als überambitioniert und überhaupt ist der ganze Aufwand zu teuer. Die Mehrarbeit für die Prüfstandsläufe geht zudem mit Einführung des WLTP durch die Decke. Seine neue Abgasprüfung fordert, nun nicht nur jede Bauform eines Modells einzeln zu prüfen, sondern davon wiederum jede Ausstattungsvariante. Die Entwicklungsaufwände für die zahlreichen Modelle sind zu groß. Unumgänglich daher, dass in vielen Baureihen wenig nachgefragte Versionen gestrichen werden. Modelle, die man nicht unbedingt für Volumen, Ertrag oder Image braucht, stehen unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden Oliver Zipse mehr denn je unter Beobachtung.

Belächelter Familientyp

Längst beschlossen ist, dass der BMW 2er Gran Tourer keinen Nachfolger bekommen wird. Der Familienvan wird zusammen mit dem kleineren 2er Active Tourer nicht nur von echten BMW-Fans belächelt und tat dem Image der so dynamisch positionierten Firma sicher nicht besonders gut. Lange standen beide Fahrzeuge zur Disposition, doch jetzt soll erst einmal nur der größere 2er Gran Tourer aus dem Angebot genommen werden.

Das gleiche Schicksal ereilt den BMW 6er GT. Mittlerweile vom 5er GT zum 6er GT aufgestiegen, um die Position im Portfolio nicht aufzugeben, hat das Oberklasse-Schrägheckmodell nie seinen Kundenkreis gefunden. Ehemals war das Modell als multifunktionales Konzept das Erstlingswerk unter dem neuen Vorstandsvorsitzenden und genoss trotz schlechter Verkaufszahlen daher Welpenschutz. Doch nach dem aktuellen Modell soll endgültig Schluss sein mit dem BMW 6er GT.

Auch das Ende des aktuellen BMW Z4 schien bereits wegen zu geringer Verkaufszahlen sicher. Doch die Kooperation mit Toyota ließ den das BMW Z4 Cabrio und den geschlossenen Toyota Supra entstehen. Eine Nachfolge scheint jedoch unwahrscheinlich. Gebaut wird der BMW aktuell bei Magna Steyr in Graz. Da sich Cabriolets und Roadster generell schwer tun, sieht auch schlecht aus für einen Nachfolger des BMW 2er Cabrio. Das schicke Cabriolet mit dem Stoffdach war ebenso wie das Coupé gut für das Image und ist insbesondere als BMW M240i Cabrio ein Kracher, doch auch hier sieht es für die Zukunft schlecht aus. Diese Position soll allein das 2er Gran Coupé füllen.

Nicht gefragt und kannibalistisch

Keine Zukunft gibt es auch für den 3er GT, den kaum jemand vermissen wird, wie auch den 7er BMW mit normalem Radstand. In dieser Form wird er ohnehin nur in Europa nachgefragt. Um Varianten zu sparen, dürfte der 7er in der nächsten Baureihe nur noch mit langem Radstand und als besonders lange und exklusive Chinaversion kommen, die dann mittelfristig wohl auch in China gebaut werden könnte. Ob X1 und X2 unabhängig nebeneinander weiterhin bestehen, steht in den Sternen, denn der BMW X2 kommt optisch gut an. Allerdings ist er zu teuer und so entscheiden sich viele Kunden beim Händler für einen BMW X1, der technisch das gleiche bietet.

Unter strenger Beobachtung sind etwas überraschend auch das BMW 8er Coupé und das 8er Cabriolet. Da Mercedes sein S-Klasse Cabriolet einstellt und Audi kein echtes Wettbewerbsmodell anbietet, könnte es jedoch sinnvoll sein, den 8er nicht nur als viertüriges Gran Coupé längerfristig im Portfolio zu belassen. Entschieden ist hier noch nichts. Wenn BMW seinen 8er einstellt, dürfte die Themen Sportlichkeit und Luxus einen neuerlichen Dämpfer bekommen. Was dann auch fehlt, ist ein Modell von dem man Tourerwagenversionen für den Rennsport ableiten kann.

Teurer Elektroauto-Sonderweg

Ungewiss erscheint die Zukunft des Elektroautos BMW i3 (Test), der seit seiner Premiere 2013 / 2014 abgesehen von einer kaum zu erkennenden Modellpflege nahezu unverändert im Programm ist. Zumindest ein Nachfolger in der extrem teuren Karbonbauweise ist ebenso unwahrscheinlich wie ein entsprechend neuer BMW i8. Der Nachfolger dieses Hybrid-Sportwagens (Test) dürfte wohl einen rein batterieelektrischen Elektroantrieb bekommen.

Der kommende BMW i3 könnte sich eine Plattform mit dem kommenden BMW X1 teilen und auch optisch mehr ein Crossover sein. Das aktuelle Design des i3 scheint auch BMW etwas zu polarisierend für viele Kunden. Ein Solitär wie der aktuelle BMW i3 ist in der gegenwärtigen Lage von BMW nicht noch einmal finanzierbar und die Freiheiten in Sachen Design und Finanzen wie bei der ersten Generation sind passé. Im Gegensatz dazu scheint der BMW X8 als sportlich-edler Ableger des erfolgreich gestarteten X7 nunmehr beschlossene Sache zu sein.

(fpi)