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Test: X-Lite X-903 Ultra Carbon

Die billigsten Integralhelme gibt es bereits für deutlich unter 100 Euro, wer mag, kann auch mehr als 1000 ausgeben. Der X-Lite X-903 Ultra Carbon ist ab 530 Euro zu haben. Im Alltagstest musste er sich über eine Distanz von 5000 Kilometern bewähren

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X-Lite X-903 Ultra Carbon 11 Bilder
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Von
  • iga

Ein aktueller Preisvergleich offenbart die Bandbreite im Markt der Integralhelme: Die billigsten gibt es bereits für deutlich unter 100 Euro, wer mag, kann auch mehr als 1000 ausgeben. Der X-Lite X-903 Ultra Carbon ist ab 530 Euro zu haben. Im Alltagstest musste er sich über eine Distanz von 5000 Kilometern bewähren.

Fällt klein aus

Lediglich ein paar Dekorstreifen verdecken die teure Kohlefaser-Schale. Es gibt den X-903 Ultra Carbon Airborne N-Com in zehn verschiedenen Dekoren, wir entschieden uns für den relativ dezenten Airborne N-Com 22. Schon der erste Anblick zeigt eine penible Verarbeitung. X-Lite fertigt immer noch in Italien und nicht in Asien, das leisten sich, ähnlich wie beim Rahmenbau von Rennrädern, nicht mehr viele Firmen. Die Größen (von XXS bis XXXL, entsprechend 54 – 65) fallen beim X-903 Ultra Carbon erstaunlich klein aus, vor dem Kauf sollte man ihn daher unbedingt im Laden anprobieren.

Der Tragekomfort ist sehr hoch. Das Innenfutter fühlt sich angenehm an, die Aktivkohlefasern sind atmungsaktiv, bakteriostatisch und antistatisch. X-Lite hat sich etwas Raffiniertes ausgedacht: Das Futter lässt sich per Innenband in der Höhe verstellen für eine noch bessere Passform. Außerdem gibt es die Wangenpolster in verschiedenen Stärken zur individuellen Anpassung und somit wird der X-903 endgültig zum italienischen Maßanzug. Die beiden Wangenpolster lassen sich in Notfällen mit je einem Handgriff entfernen, indem an den rot gefärbten Riemen gezogen wird, was ein Sicherheitsplus darstellt. Darauf weist ein gelber Aufkleber an der linken Seite die Nothelfer hin.

Gute Aussicht

Der Ratschenverschluss kann sogar mit Handschuhen geöffnet werden und der gut gepolsterte Kinnriemen schneidet nirgends in die Haut ein. Das Pinlock-Visier zur Vermeidung von Beschlag hat der X-903 Ultra Carbon serienmäßig, was keine Selbstverständlichkeit ist. Besonders erfreut das sehr große Sichtfeld des Helms. Der Helmausschnitt ist nach oben hoch, sodass selbst auf einem Sportmotorrad die Sicht nicht eingeschränkt wird, wenn der Fahrer nach vorne gebeugt sitzt und den Kopf ins Genick legen muss.

Allerdings ist ein relativ hoher Kraftaufwand nötig, um die einzelnen Arretierungsstufen des Visiers zu überwinden. Auch die serienmäßig eingebaute, stark getönte Sonnenblende erweist sich beim Betätigen als etwas schwergängig. Dafür kann der X-903 Ultra Carbon beim Visierausbau wieder Punkte sammeln, denn das Visier wird von einem Magneten gehalten und kann in Sekundenschnelle gewechselt werden – das clevere Prinzip „Magnetic Visor Assembly“ hat sich X-Lite patentieren lassen. Es schließt absolut dicht und Zug frei. Falls es einmal zerkratzt sein sollte, kostet ein Ersatzvisier 59,50 Euro. Als nervig entpuppt sich der kleine Gummispoiler, der innen im Helm eingesteckt ist und die Nase vor Zugluft schützen soll, denn er löst sich schon bei der kleinsten Berührung.

Kühlt

Der X-903 Ultra Carbon wiegt 1540 Gramm und ist damit für einen Helm mit einer Schale aus kohlefaserverstärktem Kunststoff relativ schwer. Dabei soll die Carbon-Variante gegenüber dem normalen X-903 aus glasfaserverstärktem Kunststoff 110 Gramm Gewicht einsparen. Hat man ihn jedoch erst einmal angezogen, merkt man von dem Gewicht nichts, auch die Aerodynamik scheint gut gelungen zu sein. Am Kinn, an der Stirn und am Hinterkopf sitzen verschließbare Belüftungsöffnungen, die selbst mit Handschuhen noch recht gut bedienbar sind. In geöffneten Zustand sind die Luftströme deutlich spürbar und helfen bei hohen Temperaturen einen kühlen Kopf zu bewahren.

Der X-903 Ultra Carbon ist nicht der leiseste Helm, in der Stadt dämpft er Geräusche noch ganz gut, aber bei Landstraßentempo sind deutliche Windgeräusche vernehmbar. Wer jedoch Wert auf Stille legt, sollte ohnehin zu Ohrenstöpseln greifen. Der X-903 besitzt eine Vorbereitung für das Kommunikationssystem N-Com von Nolan und kann mit dem Systemen B 901 X oder B 601 X ausgerüstet werden. Als nettes Extra bekommt der Käufer auch noch einen Helmbeutel dazu.

Fazit

Mit dem X-903 Ultra Carbon hat X-Lite einen hervorragenden Helm auf den Markt gebracht, der einige interessante Features bietet. Die Tochterfirma von Nolan hat sich in den letzten Jahren einen guten Ruf erarbeitet, weil sie trendige und qualitativ hochwertige Helme produziert. Der X-903 Ultra Carbon aus kohlefaserverstärktem Kunststoff wirkt nicht nur sehr edel, sondern konnte die hochgesteckten Erwartungen – immerhin kostet unser Testexemplar 620 Euro – auch nach über 5000 Kilometern im Alltag und auf der Urlaubsreise erfüllen.N

Nach mehreren Monaten im Einsatz fällt das Fazit für den Der X-903 Ultra Carbon dementsprechend sehr positiv aus, der Tragekomfort und die Ausstattung können überzeugen. X-Lite bewirbt den X-903 Ultra Carbon als „Supertouring-Helm“, dabei eignet er sich auch durchaus für den sportlichen Einsatz. Er gehört zwar mit einem Preis von – je nach Dekor – 530 bis 630 Euro zwar nicht zu den Sonderangeboten, aber die Summe seiner positiven Eigenschaften machen ihn zu einem Top-Helm. (chlo)