Große Vergangenheit

Klassiker: Opel Admiral B 2.8 E

Der Admiral zeugt von Opel großer Vergangenheit. Trotz moderner Einspritzung und De-Dion-Hinterachse verfehlte das mittlere Opel-KAD-Modell den Zeitgeist. Dann kam noch die Ölkrise

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Opel Admiral B 2.8 E 19 Bilder
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll

Der Admiral zeugt von Opel großer Vergangenheit. Mit damals moderner elektronischer Einspritzung und einer De-Dion-Hinterachse begeisterte das mittlere der KAD-Modelle Autotester und Fahrer gleichermaßen. Allerdings verfehlte er zunächst völlig unvorhergesehen den Zeitgeist – und traf dann noch ganz ungeplant die Ölkrise.

Mit dem 2,8 Liter großen Reihensechszylinder ist man in dem 45 Jahre alten Automobil heute noch souverän unterwegs. Die Dreigangautomatik liefert fast unmerkliche Gangwechsel und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h geht es bei Bedarf flott voran. Wir haben dem rüstigen Admiral nicht ein einziges Mal alles abverlangt, waren dennoch nicht langsam. In den ausladenden Sitzen thront man wie in einer bequemen Lounge. Vor uns nur die mächtige Motorhaube und das große Lenkrad mit den Abmessungen einer Familienpizza.

Zwei Kurbeln pro Tür

Das 4,90 Meter lange Schiff aus Rüsselsheim entschleunigt, man hat Zeit sich kleinen Details zu widmen, wie der zweiten Fensterkurbel zum Aufklappen der kleinen vorderen Dreiecksfensterscheiben. Der Reihensechszylinder schnurrt gemütlich vor sich hin und nur ein „E“ auf dem Heck gibt Aufschluss über die Besonderheit des Antriebs.

Als einer der ersten Automobile hatte er eine D-Jetronic, also eine elektronisch gesteuerte Benzineinspritzung, die Opel innerhalb von nur 18 Monaten zusammen mit Bosch entwickelt hat. Mit diesem technischen Kniff hauchten die Ingenieure den etwas behäbigen CIH-Motoren (CIH steht für „Camshaft in Head”, genau gesagt eine obenliegende Nockenwelle - aber mit Stößeln und Kipphebeln) mehr Dynamik ein und reduzierten gleichzeitig den Verbrauch. Diesen gibt Opel mit 13,0 Litern pro 100 Kilometer an, der Spurt von null auf 100 km/h erledigt der Admiral B 2.8 E in 10,5 Sekunden. Beeindruckende Werte seinerzeit, als alles unter zehn Sekunden als sportlich galt und noch heute ausreichend.

Spießerkarre

Mit der Ölkrise kamen die großen Fahrzeuge aus der Mode, wurden schnell als „trinkfreudige Amischlitten“ gebrandmarkt. Der Ruf war ungerechterweise ruiniert und Opel kämpfte bei seiner KAD-Reihe mit Absatzschwierigkeiten. Doch schon vorher war es aufgrund eines neuen Zeitgeists nicht mehr ganz so einfach für repräsentative Modelle. So technisch versiert die Opel-Fahrzeuge auch waren, sie galten in der Post-1969er-Zeit plötzlich vielen als spießig. Heute können wir diese Attitüde lässig beiseite lassen. Wir genießen den Komfort dieses Automobils, denken an die Historie der Baureihe und daran, dass der Admiral und mit ihm seine technischen Verwandten Kapitän und Diplomat alles andere als angestaubt waren.

Post-Wirtschaftswunder-Ansprüche

Im Jahr 1969 stellte Opel die zweite Generation seiner „KAD“-Modelle vor. Die Buchstaben K, A, und D stehen für Kapitän, Admiral und Diplomat. Das Dreigestirn – bei Opel „Großwagen“ genannt – soll gegen die etablierte deutsche Konkurrenz antreten, egal ob sie von Mercedes kamen oder von BMW. Das A und O für ein erfolgreiche große Limousine im Deutschland der späten 1960er Jahre ist das Fahrwerk. Die Ansprüche sind gestiegen. Blattfederung gilt als veraltet, die zu Wohlstand gekommene Post-Wirtschaftswunder-Republik will auf einmal alles: Komfort und Dynamik.

Dieses Verlangen stillt Opel mit einer technischen Meisterleistung. Die KAD-Modelle bekamen eine de-Dion Hinterachse, wie man sie nur im Rennsport oder sündhaft teuren italienischen Sportwagen fand. Sogar in der Formel 1 beschäftigte man sich mit dieser Erfindung. Der Admiral B 2.8 E zeigt: schon damals war Demokratisierung von Technik Programm beim Hersteller mit dem Blitz. (fpi)