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Snapdragon Ride: Qualcomm stellt Plattform für autonomes Fahren vor

Statt nur Chips für Entertainment und Netzwerk im Auto zu liefern, will Qualcomm mit der Snapdragon-Ride-Plattform künftig auch bei autonomen Autos mitfahren.

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Snapdragon Ride: Qualcomm stellt Plattform für autonomes Fahren vor

(Bild: asp)

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Qualcomm hat auf der CES eine neue Strategie für den Automotive-Bereich angekündigt. Der Chiphersteller will mit seiner neuen Plattform Snapdragon Ride künftig auch bei Assistenzsystemen und beim autonomen Fahren mitmischen. Qualcomm hebt die Effizienz seiner Chips hervor, die ab 2023 in Autos stecken und einfach zu kühlen sein sollen. Außerdem will sich das Unternehmen verstärkt mit der Cloud-Anbindung von Fahrzeugen befassen, um etwa Updates und andere Dienstleitungen zu ermöglichen.

Damit tritt Qualcomm im Automobilsektor noch stärker in Konkurrenz zu anderen Chip-Herstellern wie Nvidia und NXP, die bereits seit längerem im Segment unterwegs sind. Pikanterweise hatte Qualcomm noch bis 2018 versucht, NXP für 40 Milliarden US-Dollar zu übernehmen, war aber unter anderem an Bedenken der chinesischen Wettbewerbsbehörden gescheitert. Nun soll es also eine eigene Plattform auf Basis der Snapdragon-Chips richten.

Snapdragon Ride umfasst dabei nicht nur die Hardware von Qualcomm, sondern auch eigene Softwarekomponenten fürs autonome Fahren und Assistenzsysteme. Die sollen wahlweise als Basis für weitere Entwicklung durch den Autohersteller dienen, können aber auch neben bereits bestehenden Algorithmen verwendet oder um eigene Module ergänzt werden. Als Grundlage für den Softwarestack dient BlackBerry QNX, auf das Qualcomm diverse SDKs und Referenzimplementierung etwa für Verkehrszeichen- und Fußgängererkennung aufsetzt.

Optional kommt darauf noch der Snapdragon Drive Pilot, die eigentliche Software fürs autonome Fahren, der sich dann um Kamera, Radar, Lidar und etwa die Kommunikation zwischen Fahrzeugen kümmert. Qualcomm setzt bei Letzterem voll auf C-V2X und betonte in Las Vegas die Fortschritte bei der Harmonisierung des in der EU noch umstrittenen Standards.

Der kleine Kasten für Qualcomms Snapdragon Ride soll luftgekühlt auch autonomes Fahren bis Level 4 und darüber ermöglichen. Hier ist es aber ein aufgesägtes Mock-Up.

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Qualcomm führt insbesondere die Skalierbarkeit seiner Plattform als Vorteil an. Für einfache, teilweise durch den Gesetzgeber vorgeschriebene Sicherheitsfunktionen wie Spurhalteassistenten (Level 1) reiche ein einziger SoC. Die Zukunft sieht man aber in komfortablere Assistenzsysteme (ADAS, Advanced Driver Assistance Systems) die Level 2 für teilautonomes Fahren und darüber hinaus entsprechen.

Dazu können weitere ADAS SoCs und so genannte Beschleuniger fürs autonomens Fahren ergänzt werden, die das eigenständige Verhalten des Gefährts erst ermöglichen. Zukünftig werden die Fähigkeiten zum Fahren ohne Eingriff des Passagiers bis hinauf zu Level 4 und 5 reichen, geht es nach Qualcomm.

Bisher sei das für die breite Masse an Autos gar nicht möglich, denn bestehende Lösungen müssten aufwendig gekühlt werden, um ihre massive Rechenpower zu erreichen. Qualcomm will hingegen nur 130 Watt für die höchste Ausbaustufe mit 700 TOPS (Tera Operations per Second) benötigen. Das soll sich per einfacher Luftkühlung realisieren lassen. Entsprechend klein fällt denn auch der gezeigte Prototyp aus, ein relativ handlicher weißer Kasten.

Abgesehen von Snapdragon Ride baut Qualcomm mit den "Car-to-Cloud Services" auch an anderer Stelle sein Engagement aus. So will das Unternehmen Autoherstellern ermöglichen, über die in der Regel recht lange Bauzeit eines Autos neue Funktionen zu ergänzen oder nachträglich per Update an bereits verkaufte Autos auszuliefern.

Die Kommunikation zwischen Hersteller und Auto soll nicht nur enger und lukrativer werden. Geht es nach Qualcomm sollen sich auch die Chips während der Bauzeit wechseln lassen.

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Über die ins Autos integrierten 4G- und 5G-Mobilfunkchips sollen aber nicht nur OTA-Updates kommen sondern auch neue Umsätze generiert werden. Qualcomm stellt sich etwa einen Apps und Dienstleistungen gegen Geld vor.

Spannend ist die Ankündigung des Soft SKU. So soll es möglich sein, den Chipsatz einfach in der Werkstatt gegen einen besseren zu tauschen und dadurch neue, Performance-hungrige Anwendungen auch noch Mitten im Produktzyklus nachzuliefern. Zudem soll Soft SKU die Entwicklung für verschiedene Plattformen erleichtern, weil damit eine gemeinsame Hardwarebasis bis hinauf zum Premiumsegment möglich sei. Es wäre also denkbar, dass im Kleinwagen zwar eine ähnliche potente Hardware steckt wie im Luxusauto, weitergehende Funktionen aber entweder gar nicht oder nur gegen Geld zugänglich gemacht werden. (asp)