Ex-Google-Forscher: Entwickler müssen Verantwortung übernehmen

Jack Poulson schmiss seinen Job bei Google hin, als er erfuhr, dass der Konzern an einer Such-App für China arbeitet.

vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen
Internetzensur

Chinas Internetzensur wird immer ausgereifter. Manchmal erscheint sogar ein virtueller Polizist.

(Bild: dpa, Adrian Bradshaw)

Lesezeit: 2 Min.

Jack Poulson, Leiter der NGO "Tech Inquiry".

(Bild: Privat)

Im August 2018 enthüllte die Internet-Plattform The Intercept, dass Google an einer Android-App arbeitete, die chinesischen Nutzern Zugriff auf die Google-Suche bieten sollte – allerdings zu den Bedingungen des chinesischen Staates. Die App mit dem Codenamen "Dragonfly" sollte nicht nur Inhalte entfernen, die Chinas autoritäre Regierung als sensibel betrachtet. Die User-Daten sollten auch auf chinesischen Servern gespeichert werden. Der Mathematiker Jack Poulson, der für Googles Forschungsabteilung arbeitete, kündigte aus Protest gegen diese Entwicklung. Mittlerweile leitet er die NGO "Tech Inquiry", die den Missbrauch von Technologie stoppen will.

TR 2/2020
TR 13/2019

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 2/2020 der Technology Review. Das Heft ist ab 23.1.2020 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Im Interview mit Technology Review kritisiert Poulson die weitverbreitete Haltung von Wissenschaftlern und Ingenieuren, man soll "seinen Job machen" und Politik den Politikern überlassen als "Versuch, den schwarzen Peter weiter zu schieben". "Ich glaube, dass ein Angestellter eines Technologiekonzerns, der mitbekommt, dass sein Unternehmen von Menschenrechts­verletzungen profitiert, versuchen muss, das zu verhindern", sagt Poulson. "Sie sollten aufstehen und dagegen kämpfen."

Große IT-Unternehmen wie Google würden "sehr großen Wert auf ein ­gutes Bild in der ­Öffentlichkeit" legen, denn sie sind "fundamental auf das Ver­trauen ihrer Nutzer angewiesen", sagt Poulson. "Wenn Sie mit einer Kündigung drohen, wird Ihre Stimme umso lauter, je wahrscheinlicher die Kündigung wird. Wenn Sie nur kritisieren, aber brav weiter ihre Arbeit machen, beeindrucken Sie das Management nicht. Aber wenn ein paar Angestellte tatsächlich das Unternehmen verlassen, bekommt der Protest der im Unternehmen ­Verbliebenen noch mehr Wirkung."

Lesen Sie das vollständige Interview mit Jack Poulson in der neuen Februar-Ausgabe von Technology Review (jetzt im Handel). (jle)