So macht der Versuch nicht kluch

Die Existenz des Berliner Ride-Pooling-Dienstes Berlkönig steht auf der Kippe. Dabei ist er erst vor knapp eineinhalb Jahren gestartet.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.

Ob neue Car-Sharing-, Ride-Sharing-, Ride-Hailing- oder Ride-irgendwas-Dienste wirklich den Verkehr verbessern, darüber bin ich mir immer noch unschlüssig. Es kommt halt – sorry für die Phrase – auf den Einzelfall an.

Private Taxidienste wie Uber Pop und Lyft verursachen offenbar tatsächlich zusätzlichen Verkehr, soviel scheint sich empirisch mittlerweile bestätigt zu haben. Viele „Pooling“-Services wie Moia, Ioki, CleverShuttle, Door2Door oder ViaVan sind hingegen noch zu jung, um seriöse Erfahrungswerte zu liefern.

Umso bedauerlicher, wenn die ersten Projekte schon jetzt bröckeln. CleverShuttle etwa stellte Ende 2019 seine Dienste in Stuttgart, Hamburg und Frankfurt ein. Als Grund nannte das Start-up bürokratische Schwierigkeiten und Rechtsunsicherheit. Und Berlkönig, ein Gemeinschaftsprojekt von ViaVan und den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), könnte nach einem Bericht der Tagesspiegels schon im April eingestellt werden. Dabei ist es erst im September 2018 an den Start gegangen und war auf vier Jahre angelegt. Der Berliner Senat zweifelt an der verkehrspolitischen Sinnhaftigkeit der ganzen Angelegenheit. Außerdem ist ihm der jährliche Zuschuss von 43 Millionen Euro zu hoch, der fällig wäre, wenn man BerlKönig stadtweit anbieten würde.

Die Argumente sind altbekannt: Der Dienst kannibalisiere den öffentlichen Nahverkehr und das Taxigewerbe, zitiert der Tagesspiegel den verkehrspolitischen Sprecher der SPD, Tino Schopf. Er hat insofern Recht, als dass weniger Straßen- und mehr Schienenverkehr gerade für eine Großstadt wie Berlin das oberste Ziel sein sollte.

Aber die spannende Frage ist doch gerade, ob Berlkönig tatsächlich wie gehofft als Lückenstopfer und ÖPNV-Zubringer insgesamt zur Verkehrsentlastung beiträgt oder eben nicht. Laut BVG soll dies bereits der Fall sein. Und als Verkehrsbetrieb sollte der BVG wenig Interesse daran haben, sich selbst zu kannibalisieren. (Auch bei den meisten anderen Pooling-Diensten sind Verkehrsbetriebe mit an Bord.)

Dabei war Berlkönig bisher vor allem im Zentrum unterwegs. Etwaige positive Auswirkungen des Ride Poolings sollten sich aber vor allem an den Stadträndern bemerkbar machen, wo das ÖPNV-Netz löchriger wird. Deshalb würde Berlkönig sein Gebiet laut Tagesspiegel auch gerne ausweiten – wenn die Politik mitspielt.

Zudem plant Berlkönig, seine Flotte komplett auf Elektrobusse umzustellen. Damit ist das Projekt nicht nur ein Feldversuch zu Ride Pooling, sondern auch zu Elektromobilität. Tiefergehende Erkenntnisse liefern Versuche allerdings nur, wenn man sie nicht vorzeitig abbricht. Am 13. Februar soll die Entscheidung fallen.

(grh)