Sinn und Unsinn einer Wasserstoff-Ökonomie

Wasserstoff erlebt seinen zweiten Frühling. Politik und Unternehmen wollen Deutschland zum Weltmarktführer in der Wasserstoff-Ökonomie machen. Geht das?

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Von Blasen und Perlen

(Bild: Technology Review/Shutterstock)

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Noch zwei bis drei Jahre, dann könnte der Wasserstoff strömen. In Niedersachsen wollen mehrere Energieunternehmen mit den Projekten "Element eins" und "Hybridge" zwei Elektrolyseure mit jeweils 100 Megawatt in Betrieb nehmen, die Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff spalten. Als Energie soll dafür hauptsächlich Strom aus Windkraftanlagen dienen. Grüner Wasserstoff würde so zur Speichermöglichkeit für Ökostrom, das Gas ließe sich theoretisch etwa monatelang in unterirdischen Kavernen lagern.

Noch steht alles unter dem Vorbehalt der Regulierungsbehörden, aber der Wille der Politik ist da. Geht es nach der Bundesregierung, sollen in den nächsten Jahren sogar noch weit mehr Erzeugungskapazitäten für Wasserstoff entstehen. Das Ziel lautet, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von fünf Gigawatt aufzubauen und 14 Terawattstunden grünen Wasserstoff pro Jahr zu produzieren – genug, um drei Millionen Brennstoffzellenautos wie den Toyota Mirai fahren zu lassen. So steht es im Entwurf der "Nationalen Wasserstoffstrategie" von Ende Februar. Weitere Details wollte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier eigentlich Mitte März vorstellen, doch bis Redaktionsschluss gab es keine konkreten Beschlüsse.

Das Muster ist nicht neu. Seit gut zwei Jahrzehnten versucht die Politik ebenso regelmäßig wie vergeblich, eine Wasserstoffwirtschaft anzuschieben. Vor allem zwei Dinge sind diesmal jedoch anders als zuvor: Die Ideen, das energiereiche Gas einzusetzen, reichen weit über den Verkehrssektor hinaus. Und der Druck ist durch das Ziel der Treibhausgasneutralität inzwischen groß genug, um sie ernsthaft weiterzuverfolgen. Doch wie plausibel ist die Wasserstoff-Ökonomie?