Unerwartete Nebenwirkungen

Die Corona-Krise führt dazu, dass es in den USA zuwenig CO2 gibt. Das ist weniger positiv als es klingt.

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Die Welt steht still - und für die Umwelt ist das eine gute Sache zu sein. In Brasilien zum Beispiel trauen sich seltene Meeres-Schildkröten wieder an Strände, die sonst fest in der Hand von Touristen sind. Und auch der Klimawandel könnte zumindest ein kleines bisschen gebremst werden. Der Vorsitzende des "Global Carbon"-Project, Rob Jackson, geht jedenfalls davon aus, dass die CO2-Emissionen 2020 um fünf Prozent zurückgehen.

Aber nicht überall ist weniger CO2 eine gute Nachricht. In den USA macht man sich jetzt Sorgen, dass es zuwenig von dem Gas gibt, berichtet der Guardian. Denn das Klima-Gas kann auch Rohstoff sein. So wird es zum Beispiel in der Trinkwasser-Aufbereitung genutzt, zum Aufhärten von zu weichem Wasser.

Natürlich hängt der CO2-Mangel an dieser Stelle nur indirekt mit der Corona-Krise zusammen. Das Gas, das industriell genutzt wird, ist ein Abfallprodukt bei der Ethanol-Herstellung. Weil wegen dem weltweiten Stillstand die Nachfrage nach Treibstoff zurückgegangen ist, wurden auch die Ethanol-Werke heruntergefahren. Und deswegen gibt es jetzt zu wenig CO2.

Man kann das als lustige kleine Fußnote der Geschichte begreifen. Aber das Problem der amerikanischen Wasserwerke zeigt beispielhaft, wie eng verflochten wirtschaftliche Prozesse sind. Die Befürchtungen, die Corona-Krise könnte am Ende keine positiven, sondern sogar negative Auswirkungen auf das Klima haben, sind nicht aus der Luft gegriffen.

Ich fürchte, es wird noch eine Weile dauern, bis wir die gesamte Tragweite des Geschehens begriffen haben. Zum Glück haben zumindest einige von uns im Moment ja genügend Zeit, über diese Fragen nachzudenken.

(wst)