Volkswagen drosselt Produktion wieder

Wegen des Verkaufseinbruchs in der Corona-Pandemie muss Volkswagen die Arbeit nach dem jüngsten Wiederanlauf stellenweise schon wieder herunterfahren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 4 Kommentare lesen
VW Golf 8

Auch der Golf 8 ist von der Drosselung der Produktion betroffen.

(Bild: VW)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

Im Stammwerk Wolfsburg soll die Produktion des VW Tiguan sowie des VW Touran und des Seat Tarraco (Test) demnächst an vier Tagen komplett ruhen. Dies gelte an diesem Freitag (15.05.) sowie für den 20., 25. und 29. Mai, hieß es am Dienstagabend aus Unternehmenskreisen. Auch der neue VW Golf 8 ist betroffen, hier entfallen an den genannten Tagen aber vorerst nur einzelne Schichten. Zudem soll die Möglichkeit von Kurzarbeit mindestens auf den Zeitraum vom 18. bis 31. Mai erweitert werden. Angemeldet habe man die Option bei der Arbeitsagentur bis Ende Juni.

Etwa ein Drittel der rund 80.000 Beschäftigten, für die in Deutschland bisher eine verringerte Arbeitszeit angezeigt wurde, seien noch nicht zurückgekehrt, heißt es in einem Interview mit dem Manager Arne Meiswinkel im VW-Intranet. Der Wiederanlauf habe zwar „hervorragend geklappt“, sagte die für Personalgrundsätze zuständige Führungskraft. „Aber: Je nach Fahrzeugbestellungen der Kunden müssen wir flexibel weiter auf Sicht fahren.“ Es könne vorkommen, dass Mitarbeiter „mal vor Ort“ seien, dann wieder kürzer arbeiten müssten. In Wolfsburg seien im Mai 7700 Produktionsbeschäftigte in Kurzarbeit.

Volkswagen hatte Ende April zunächst in Zwickau, anschließend auch am Hauptsitz Wolfsburg und an mehreren weiteren europäischen Standorten mit einem vorsichtigen Neustart in der Fertigung begonnen. Der gesamten Branche macht jedoch nach wie vor die Vorsicht der Kunden zu schaffen. Lange waren neben der Produktion auch die Autohäuser dicht. Nun sind die Lager voll, während viele Verbraucher größere Ausgaben scheuen. Außerdem gab es erhebliche Probleme in den Lieferketten.

Der Volkswagen-Konzern führte neue Hygienekonzepte in Fabriken und Büros ein. In Wolfsburg, wo es am 27. April nach fast eineinhalb Monaten Lockdown wieder losgegangen war, kamen in einem ersten Schritt etwa 8000 Mitarbeiter zurück. Normalerweise sind hier bis zu 70.000 im Einsatz. Ziel war es, die Auslastung an den Linien bis Ende voriger Woche auf zunächst 40 Prozent und danach weiter aufzustocken. Derzeit wird dem Vernehmen nach, je nach Standort und Fahrzeugtyp, bei der Kernmarke VW mit Kapazitäten zwischen 35 und 50 Prozent gearbeitet.

Wegen der Folgen der Pandemie hat Volkswagen auch finanzielle Einbußen. Im ersten Quartal gingen Gewinn und Umsatz zurück. Finanzvorstand Frank Witter rechnet für das laufende zweite Quartal mit einem Verlust im Tagesgeschäft. Im Gesamtjahr 2020 dürfte es noch ein positives operatives Ergebnis geben, jedoch wohl „gravierend“ unter dem Vorjahreswert.

Die Neuzulassungen sind in vielen Märkten auf einem Rekordtief. In Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien verkaufte die Volkswagen-Kernmarke im April fast gar nichts, in Deutschland nahmen die Auslieferungen verglichen mit dem Vorjahresmonat um gut zwei Drittel ab. In China, dem Ursprungsland der Viruskrise, stabilisiert sich die Lage zunehmend. Dort war zuletzt nur noch das Werk Urumqi nicht wieder vollständig am Netz. VW lag in der Volksrepublik um 2,5 Prozent im Minus, der Gesamtmarkt um 7 Prozent.

Vertriebschef Jürgen Stackmann sprach zum Wochenbeginn von „alarmierenden“ Konsumdaten. Daher legt der Konzern von diesem Freitag (15. Mai 2020) an auch für Audi, Skoda, Seat und die leichten Nutzfahrzeuge ein Absatzprogramm auf, um die Nachfrage anzukurbeln. Zur Diskussion über umstrittene Auto-Kaufprämien sagte Stackmann: „Es wird nicht ohne ein breit angelegtes Konjunkturpaket gehen – und zwar für die gesamte Wirtschaft, nicht nur für die Automobilindustrie.“ Bis Anfang Juni will die Bundesregierung darüber entscheiden. Der Wirtschaftsflügel der Unions-Bundestagsfraktion hatte sich gegen eine zusätzliche Kaufprämie für die Autoindustrie ausgesprochen.

(mfz)