Altes Memo: Apple wollte In-App-Abos für Entwickler eigentlich teurer machen

10 Prozent mehr Provision sollten im ersten Jahr fließen, argumentierte der Internet-Dienste-Chef Eddy Cue. Sonst lasse man "Geld auf dem Tisch liegen".

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Eddy Cue

Apple-Manager Eddy Cue bei der Vorstellung des neuen Apple-TV-Dienstes in San Francisco 2015.

(Bild: dpa, Monica Davey)

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Im Rahmen der Befragung von Apple-CEO Tim Cook durch den amerikanischen Kongress am Mittwoch – auch die Chefs von Amazon, Facebook und Google mussten antreten – sind Unterlagen aufgetaucht, die belegen, dass Apple ursprünglich plante, Abonnementangebote für seine Entwickler mit einer deutlich höheren Provision zu versehen.

In einem Memo vom Mai 2011, das der auch heute noch aktive Internet-Dienste-Boss von Apple, Eddy Cue, an das Managementteam verschickte, heißt es, man solle doch für sich wiederholende In-App-Abos "40 Prozent nur für das erste Jahr" verlangen. Dazu regte er an, sich um "ein paar Deals" zu bemühen. Das Unternehmen werde "Geld auf dem Tisch liegen lassen", wenn man nur die üblichen 30 Prozent Provision verlangt, die der Konzern für den Verkauf einzelner Apps sowie für In-App-Einkäufe verlangt.

Apple entschied sich dann allerdings anders und verbilligte die Provision sogar – allerdings erst im zweiten Jahr. App- und Inhalte-Anbieter, die über den App Store verkaufen, müssen seither im ersten Jahr 30 Prozent an Apple abführen, im zweiten Jahr dann 15 Prozent. Die Zahlung wurde laut einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg halbiert, weil es Apple wichtig war, den Amazon-Streamingdienst Prime Video auf seine Plattform zu holen. 2016 kam es zu einem entsprechenden Deal, der 2017 dann offiziell angekündigt wurde.

Allerdings ist auch das ein Sondergeschäft: Apple verlangt von Amazon grundsätzlich nur 15 Prozent auch im ersten Jahr, wenn Kunden über die iOS-App ein Abo abschließen. Wird woanders gekauft – etwa auf Amazons Website –, wird keine Gebühr an Apple fällig. Mittlerweile ist es sogar möglich, dass Amazon auf iPhone und iPad Inhalte direkt verkauft, ohne dass Apples Bezahlschnittstelle greift. Für Nutzer ist das äußerst verwirrend.

Apple hatte vor dem Auftritt Cooks beim US-Kongress durch seinen App-Store-Boss Phil Schiller noch einmal betonen lassen, dass alle Apps im App Store gleich seien. Der Deal mit Amazon zeigt jedoch, dass dies bei großen Vertragspartnern nicht der Fall sein muss. (bsc)