Kantstolz: Audi Q2 Facelift

Audi verpasst dem Kompakt-SUV Q2 ein Facelift, das mehr Ecken, Kanten und durchleuchtete Zierteile bringt. Bei den Antrieben tut sich offenbar nichts.

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Audi Q2

(Bild: Audi)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Christian Lorenz
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Audi hat seinen Kompakt-SUV Q2, das Ingolstädter Pendant zum VW T-Roc, zurückhaltend modernisiert. Schon bei der Premiere vor vier Jahren suchten die Audi-Designer dem auf Volkswagen-MQB-Plattform bauenden, also Massenmainstreamkompakten, mit allerlei Sicken und Kanten Charakter zu verleihen. Ob das bei einem Kompaktwagen genau so funktioniert wie bei Jean-Paul Belmondo oder Yves Montand, darf wohl bezweifelt werden. Audi hat an Front und Heck jedenfalls noch ein paar glatte Flächen gefunden, die man „stärker konturieren“ konnte.

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Verbessert wurden die Scheinwerfer. LED-Technik ist jetzt Serie. Gegen Aufpreis sind Matrix-LED-Scheinwerfer mit Dauerfernlicht erhältlich, ein Extra das in dieser Fahrzeugklasse nach wie vor nicht jeder Hersteller anbieten kann. Fünf neue Farbtöne und abhängig von der Ausstattungslinie in Kontrastfarben ausgeführte Anbauteile, sollen den Kunden ermöglichen, ihren Q2 wunschgemäß in Szene zu setzen.

Audi Q2 (14 Bilder)

Der Kompakt-SUV Q2 von Audi hat ein leichtes Facelift erhalten. Mit 4,21 m Länge und 1,79 m Breite baut er wie der VW T-Roc auf der MQB-Plattform von Volkswagen auf.

(Bild: alle Audi )

Im Interieur ist jetzt etwas mehr Lametta, wie Loriot sagen würde. Luftausströmer und Schaltknauf sind neu geformt. Außerdem ist Audi mit dem aufpreispflichtigen „Ambiente Lichtpaket plus“ auf die Mode der hinterleuchteten Zierteile aufgesprungen. Nachdem es das auch schon in einem BMW 1er gibt, musste das wohl auch in einem kompakten Audi kommen. Bei den Polstern wird das künstliche Material Alcantara durch Microfaser Dinamica ersetzt. Außerdem schnürt Audi die Sonderausstattungen künftig noch mehr zu Paketen zusammen, „um das umfangreiche Angebot für den Kunden übersichtlicher zu machen“, wie es in der Pressemitteilung heißt. Selbstredend haben Pakete aber eher Vorteile für den Hersteller. Der Kunde bestellt Dinge, die er ursprünglich nicht haben wollte, bezahlt dafür mehr und der Hersteller spart Geld durch weniger Varianten.

Hinter den Planken, Kanten und 19-Zöllern des Q2 stecken eigentlich praktisch orientierte Kompakte für die Stadt. Die Kunden suchen auf kleiner Grundfläche möglichst viel Platz und einen bandscheibenfreundlichen Zustieg. Die expressive SUV-Optik dient nur dazu, jeden glauben zu machen, man wäre sportlich, jung und flippig statt rein vernünftig. Mit einer bequemen Sitzposition vorn und hinten sowie 405 Litern Kofferraum kann der Q2 in dieser Hinsicht liefern.

Serienmäßig ist nach wie vor ein Kombiinstrument mit klassischen Runduhren in Verbindung mit einem DAB+-Radio. Die höchste Ausbaustufe an Infotainment und Konnektivität hat jetzt mehr Funktionen. Bestellt der Kunde das große Paket mit Audi virtual cockpit (Kombiinstrument mit 12,3 Zoll Diagonale) und MMI Navigation plus (8,3-Zoll-Display) sind wie gehabt ein LTE-Modul, WLAN-Hotspot und Audi connect Dienste wie Online-Verkehrsdaten enthalten. Neu ist aber die Möglichkeit über Audi connect Remote & Control den Q2 über das Smartphone fernzuentriegeln, das Licht auszusschalten, den Kraftstoffstand oder die Restreichweite abzufragen.

Auch die Assistenzsysteme hat Audi aufgerüstet. Frisch dabei ist ein aufpreispflichtiger Parkassistent, der den Q2 selbstständig in Lücken und wieder heraus lenken kann. Als neues „Highend-System“ bezeichnet Audi den adaptiven Fahrassistenten, der als Teil des hochpreisigen Assistenzpakets „Fahren“ nur in Verbindung mit der höchsten Infotainmentstufe lieferbar ist. Hiermit gelingt dem Q2 wie in der Oberklasse eine Vorstufe zum autonomen Fahren. Der Fahrer muss nur noch leicht das kapazitive Lenkrad berühren. Der adaptive Fahrassistent kann im gesamten Geschwindigkeitsbereich aktiviert werden und automatisch Geschwindigkeitsbegrenzungen einhalten.

Zunächst wird der überarbeitete Q2 nur als 35 TSI mit 1,5-Liter-Turbobenziner und 150 PS auf dem deutschen Markt eingeführt. Kein Wort ist in der Pressemitteilung von einer Mildhybridisierung zu finden. Das ist insofern erstaunlich als sich die aktuelle Ausbaustufe dieses Motors in A3 ebenso wie in VW Golf durch ein 48-Volt-Bordnetz auszeichnet. Möglicherweise scheiter die modernere Technik in der kleineren Plattform am Platzbedarf. Der Q2 35 TSI ist wahlweise mit einem Sechsgangschaltgetriebe oder einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe S-tronic, wie wir der Pressemitteilung entnehmen.

Als kombinierter Verbrauch werden 5,1 bis 5,4 Liter angegeben. Die reinen WLTP-Verbräuche gibt Audi nicht an und rechnet sie stattdessen zur NEFZ-Angabe zurück – ein legaler Weg, um die Werte niedriger erscheinen zu lassen. Weitere Motorisierungen kündigt Audi bis Jahresende an. Darunter auch überarbeitete TDI mit zwei SCR-Katalysatoren und Twindosing-Technologie für geringe NOx-Emissionen. In Verbindung mit bestimmten Motorisierungen kann der Q2 mit Allradantrieb ausgestattet werden.

Ab September 2020 kann der Q2 35 TSI für unverhandelt etwa 25.000 Euro beim Audi-Händler bestellt werden. Genauere Angaben macht Audi hier noch nicht. Der Preis für das Einführungssondermodell Edition one steht aber schon fest. Für 27.200 Euro bringt er einen „sportlichen“ Look, Sportfahrwerk und Matrix-LED-Scheinwerfer mit.

(chlo)