BMW-Entwicklungschef: "Die Träume vom fahrerlosen Fahren waren allzu kühn"

BMWs neuer Entwicklungschef Frank Weber spielt in einem Interview auf Teslas Autopiloten an: "Die Straße ist kein Versuchsfeld fürs automatisierte Fahren."

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BMW-Entwicklungschef: "Autonomes Fahren kommt später"

Ein autonom fahrendes Fahrzeug von BMW fährt auf einer Teststrecke bei der Eröffnung des BMW-Entwicklungszentrums "Campus Autonomes Fahren".

(Bild: Matthias Balk)

Lesezeit: 2 Min.

Frank Weber, seit 1. Juli Entwicklungsvorstand bei BMW, hat den Konkurrenten Tesla fest im Blick. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ließ er durchscheinen, wie skeptisch er Teslas Vorpreschen beim Autonomen Fahren mit dem sogenannten "Autopiloten" sieht.

Selbstfahrende Autos werden sich nach Meinung von Weber nach deutlich später durchsetzen als man von der Industrie bisher meist höre. Ganz offen sagt er: "Unser Eindruck ist, dass die Träume vom fahrerlosen Fahren allzu kühn waren." Weber schätzt, dass BMW mit den 25 elektrifizierten Modellen, die das Unternehmen bis 2025 anbieten will, noch vor 2025 bis zu 25 Prozent weltweitem Absatz rechne. Damit die Datenverarbeitung in den Fahrzeugen mit der Entwicklung Schritt halten kann, wird BMW ab Oktober 2020 die Digitalstruktur "Digital Car" einsetzen, sagte Weber.

Frank Weber, Entwicklungsvorstand bei BMW: "Die Straße ist kein Versuchsfeld, auch nicht fürs automatisierte Fahren."

(Bild: BMW)

Bereits mit dem Elektroauto iNext will sein Arbeitgeber "20-mal so viel Rechenleistung zur Datenverarbeitung wie in den besten heutigen Autos" bieten, mit Softwareupdates "Over-the-Air". Die erweiterte Rechenkapazität soll neue automatisierte Fahrfunktionen unterstützen und damit "den Standard setzen".

BMW beobachtet Tesla genau. "Ein Wettbewerber, den wir sehr ernst nehmen. Elon Musk pusht die E-Mobilität, und das mit unglaublicher Energie", meint er. Zum technischen Stand wollte sich der Ingenieur nicht äußern, doch angesprochen auf Teslas automatisierte Fahrfunktionen des sogenannten "Autopiloten" wird er dann doch fast noch emotional mit seiner Antwort: "Bei uns gilt eine Devise: Sicherheit geht über alles! Die Straße ist kein Versuchsfeld, auch nicht fürs automatisierte Fahren. Unsere Autos verursachen keinen Unfall, nur weil der Fahrer den Scheibenwischer betätigen will".

Mit letzterer Einlassung wird Weber sich allerdings nicht auf eine autonome Fahrfunktion des Autopiloten, sondern vielmehr auf Teslas Bedienkonzept bezogen haben. Bei diesem ist der Scheibenwischer nur mehr von einem Untermenü des Bediensystems aus über den zentralen Berührungsbildschirm zu betätigen.

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Tesla-Chef Elon Musk tut Kritik an seinem Fahrassistenten "Autopilot" generell als "idiotisch" ab, denn niemand glaube, dass sich das Auto von selbst fahre. Das sagte Musk jedenfalls kürzlich gegenüber der Branchenzeitung Automobile News (Ausgabe vom Montag, 3. August 2020).

(fpi)