Volkswagen und Elektroautos: Die Strategie der nächsten Jahre für E-Mobilität

Alles auf Strom: Mindestens ein Kleinwagen und mehrere SUVs mit E-Antrieb sind bei VW in Vorbereitung. Der klassische Verbrenner spielt kaum noch eine Rolle.

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Der VW ID.4 samt seiner Derivate ist nur ein Vorgeschmack auf das kommende Angebot: Geplant sind diverse SUVs verschiedener Größen. Dazu will Volkswagen auch bei den batterieelektrischen Kleinwagen mitmischen.

(Bild: Volkswagen)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Martin Franz
Inhaltsverzeichnis

Dank der überreichlichen Subventionen kostet ein VW e-Up schon beim Kauf kaum noch mehr als ein vergleichbarer Verbrenner, im Unterhalt sieht es noch viel besser für das Elektroauto aus. Doch Volkswagen steckt in einem Dilemma: Nach Jahren der Flaute fragen die Kunden die E-Version des VW Up (Test) derart heftig nach, dass das Auto nicht mehr bestellbar ist. Gleiches gilt für die Derivate von Seat und Skoda. Da sie alle eine andere Karosserie als die Modelle mit Verbrennungsmotor haben und sich auch die Batteriezellen nicht in beliebiger Höhe ordern lassen, ist es derzeit fraglich, ob die Bestellannahme für diese Autos überhaupt noch einmal geöffnet wird. Denn mindestens ein Nachfolger ist natürlich längst in Arbeit.

Volkswagen wird in seine neue Reihe batterieelektrischer Elektroautos auch einen günstigen Kleinwagen aufnehmen. Das Fahrzeug ist für die nächste größere Ausbaustufe ab dem Jahr 2023 vorgesehen, soll unterhalb des jüngst gestarteten ID.3 angesiedelt werden und in der Basisversion schätzungsweise etwa 20.000 Euro kosten. Ein eigenes Projekt-Team beschäftigt sich mit dem batterieelektrischen Modell, das in etwa die Größe eines VW Polo haben dürfte, wie aus Planungen des Konzerns hervorgeht. Details sind noch nicht bekannt.

Denkbar wäre ebenso eine weitere Aufsplittung des Kleinwagenangebots mit ID.1 und ID.2. Der kleinere der beiden wäre dann ungefähr so groß wie der VW e-Up und würde als Basismodell mehr oder weniger deutlich unter 20.000 Euro kosten. Dafür spricht der aktuelle Erfolg des Kleinstwagens. Was auch dafür spricht: Zwischen einem ID.1 und dem ID.3 wäre Platz für einen elektrischen Kleinwagen der Vier-Meter-Klasse. Dort steht Volkswagen einem wachsenden Angebot von elektrifizierten Konkurrenten gegenüber. So sind beispielsweise PSA, Renault, Honda und Toyota mit entsprechenden Kleinwagen schon auf dem Markt, Volkswagen hat in diesem Segment derzeit gar nichts vorzuweisen.

Die einzige Alternative zu Benzin und Diesel ist im VW Polo derzeit der Erdgas-Antrieb. Doch den Polo TGI (Test) kauft kaum jemand.

(Bild: Florian Pillau)

Ein möglicher ID.2 wäre auch der bei Branchenbeobachtern erwartete Schritt von Volkswagen, das E-Angebot auch nach unten auszuweiten. Auf den seit September 2020 verkauften ID.3 soll rund um den Jahreswechsel zunächst der ID.4 folgen. Danach setzen der ID.5 – eine Mischung aus SUV und Limousine mit bis zu 470 Kilometern Reichweite – und der größere ID.6 die Serie fort. Der elektrische Bus ID.Buzz startet 2022. Im Jahr darauf soll der Aero B hinzukommen, der im vollgeladenen Zustand bereits bis zu 700 Kilometer weit fahren soll.

Im Zeitraum 2023 bis 2026 will die Kernmarke des Volkswagen-Konzerns zudem die klassischen Verbrenner durch weitere Plug-in-Hybride ergänzen, die eine E-Reichweite von bis zu 100 km bieten sollen. Wie bei der Konkurrenz auch dürfte alleinige Verbrenner künftig die Ausnahme sein. Zumindest eine Mild-Hybridisierung wird fast jeder konventionelle Benziner oder Diesel als Unterstützung bekommen. Vorgaben beim Flottenverbrauch lassen sich so leichter erreichen.

Ein neuer Passat ist ebenfalls geplant, in Europa aber nur noch als Kombi. Der Touran und der Sharan laufen mittelfristig aus, beide werden vermutlich keinen Nachfolger bekommen. Dafür kommt zusätzlich zu allen Golf-Varianten und zum nächsten Tiguan die Produktion eines großen SUVs ins Stammwerk Wolfsburg, der dem bisher in China hergestellten Tayron ähnlich ist.

In seiner Mitte November aktualisierten Investitionsplanung hatte der Konzern für die kommenden fünf Jahre Gesamtausgaben von rund 150 Milliarden Euro angekündigt, fast die Hälfte davon für die Zukunftsthemen E-Mobilität und Digitales. Am Hauptsitz der leichten Nutzfahrzeuge in Hannover soll auch ein teures E-SUV für andere Marken entstehen, das unter dem Label von Audi, Porsche und Bentley auf den Markt kommen könnte.

(mfz)