Anderthalb Meter Glas: Mercedes zeigt den neuen MBUX-Hyperscreen

Der Mercedes-Benz EQS erhält als Option ein neues MBUX-Infotainmentsystem: Drei Displays unter einer 141 cm langen, gebogenen Glasscheibe.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 154 Kommentare lesen

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Clemens Gleich

Daimler hat das Cockpit der kommenden Elektrolimousine Mercedes-Benz EQS gezeigt. Es besteht aus über 141 Zentimetern Glas, unter dem drei Bildschirme leuchten: einer als Tachoeinheit, einer als Mittelbildschirm, einer für den Beifahrer. Die Gesamtfläche der Bildschirme addiert sich auf 2432 cm². Dazu kommt ein großes Head-Up-Display und ein abschaltbarer 3D-Effekt auf der Tachoeinheit, wie auch bei der S-Klasse. Unter dem aufwändig gebogenen Aluminiumsilikat-Glases verbaut Mercedes 12 Unwuchteinheiten, die den aus anderen Geräten bekannten virtuellen Vibrationsklick auslösen. Beschichtungen verringern Spiegelungen und sollen die Reinigung erleichtern, die bereits durch die große durchgängige Fläche erleichtert wird.

Zu dieser Integration kommt beim MBUX eine verbesserte Benutzeroberfläche: Alles soll möglichst auf einer Menu-Ebene stattfinden ("Zero Layer"). Damit das übersichtlich klappt, setzten die Ingenieure auf Kontext. An User-Profile geknüpfte Gewohnheiten steuern ein sich stetig verfeinerndes, adaptives Verhalten. Verwendet ein Benutzer also regelmäßig bei Kälte die Hot-Stones-Massage, schlägt das System sie ihm automatisch bei kaltem Wetter vor. Auch Regeln nach GPS-Position (wie wir sie etwa von BMW kennen) sind möglich, zum Beispiel eine automatische Fahrwerksanhebung am Speed Bump kurz vor der Garage. Die Vorschläge erscheinen als kleine "Magic Buttons" auf der großen Mittelkonsole.

MBUX Hyperscreen (5 Bilder)

Transparentes Aluminium (-silikat)!
(Bild: Daimler)

Die Bildschirme in der Mitte und für den Beifahrer sind OLED-Schirme, was für perfekte Schwarzwerte und entsprechende Kontrastwerte sorgt. Der Tacho-Bildschirm ist aufgrund des 3D-Effekts ein spezieller TFT-Schirm. Der Beifahrerbildschirm funktioniert nur mit besetztem Beifahrersitz, unbesetzt zeigt er Deko-Mercedessternchen. Die Stereokamera der Fahrerüberwachung sorgt zudem auch bei besetztem Beifahrersitz dafür, dass der Fahrer nicht abgelenkt wird. Das System kann Video-Wiedergabe beim Blick dorthin etwa pausieren.

Die Sprachbedienung bleibt ein zentrales Element des neuen MBUX. Es gibt derzeit kein besseres System in einem Auto, was hauptsächlich an der überragenden Offline-Leistung des Mercedes-Systems liegt. Zusammen mit Gesten, Gewohnheiten und Kontext soll so die Ablenkung der Bildschirme reduziert werden, obwohl sie auf den ersten Blick dominant erscheinen. Um all dies flüssig und zukunftssicher zu erlauben, hat Mercedes die ohnehin schon konkurrenzlose Hardware weiter aufgebohrt: Zum 8-Kern-SoC von NVidia kommen jetzt 24 GByte RAM (in der S-Klasse sind es 16 GByte).

Der Hyperscreen soll zunächst nur im EQS angeboten werden. Der Mercedes-Benz EQA erhält ihn nicht, weil er für das Segment zu teuer ist. Auch die S-Klasse bleibt bei ihrem erst kürzlich vorgestellten 5-Schirm-MBUX. Der Hyperscreen steht beim EQS nicht in der Serienausstattung, sondern in der Aufpreisliste. Daimler nannte noch keinen Preis, er wird aber sicher saftig werden.

(mfz)