Bundesregierung: Wertschöpfungseffekt der E-Kaufprämie ist unklar

Über 200.000 E- und Hybrid-Autos sind bislang mit dem Umweltbonus gefördert worden. Die Mehrzahl davon stammt von deutschen Herstellern.

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VW ID.3 an einer Ladestation in Bremen

Ein VW ID.3 an einer Ladestation in Bremen.

(Bild: heise online / anw)

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Seit Juli 2016 sind mehr als 110.000 E-Autos deutscher Hersteller mit der Kaufprämie gefördert worden. Es handelte sich um 67.671 Batteriefahrzeuge sowie 44.135 Plug-in-Hybride. Dazu kommen etwa 93.000 mit dem Umweltbonus vergünstigte Kfz ausländischer Autobauer (63.256 Batterie, knapp 30.000 Plug-in). Dies hat die Bundesregierung in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion zum "volkswirtschaftlichen Nutzen" der Prämie mitgeteilt.

Derzeit stammen laut der jetzt veröffentlichten Auskunft etwa 50 Prozent der zugelassenen E-Autos sowie zwei Drittel der zugelassenen Plug-in-Hybride von deutschen Marken. Dazu zählt die Regierung Audi, BMW, e.Go, MAN, Mercedes-Benz, Mini, Opel, Smart, Streetscooter und Volkswagen.

2019 wurden in Deutschland 82.043 Batteriefahrzeuge und 111.650 Plug-in-Hybride hergestellt, geht das zuständige Bundeswirtschaftsministerium in die Details. Von ersteren seien 2788, von der zweiten Kategorie 84.311 Autos exportiert worden. Zudem seien 151 Brennstoffzellenfahrzeuge hierzulande produziert, ein Umweltbonus dafür aber noch nicht ausgezahlt worden. Bei importierten Fahrzeugen lasse sich der Produktionsort nicht bestimmen, bei deutschen Herstellern liege dieser bei etwa zwei Dritteln der Fahrzeuge in Deutschland, ansonsten zumeist in anderen EU-Ländern.

Wie viel der Umweltbonus und E-Fahrzeuge allgemein zu der in Deutschland generierten Wertschöpfung beitragen, kann die Regierung nicht sagen. Sie verweist aber auf einen Zwischenbericht der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität, wonach etwa ein Drittel der Wertschöpfung beim E-Auto auf die Batterie entfalle. Für europäische Unternehmen sei dies nicht günstig, da sie hier stark von Importen abhängig seien. Ein Ökosystem, das die gesamte Produktion der Batterie für Akku-Fahrzeuge im großindustriellen Maßstab abbilde, bestehe in Europa bisher nicht.

Der durchschnittliche Produktionswert eines E-Pkw habe 2019 laut Statistischem Bundesamt bei 38.400 Euro gelegen. Die Auswirkungen der Verdopplung des staatlichen Anteils am Umweltbonus seit dem 3. Juni lassen sich laut dem Ministerium aufgrund der zeitverzögerten, erst nach einer Zulassung möglichen Antragstellung sowie aktuell längeren Lieferzeiten einzelner Hersteller noch nicht abschließend beurteilen. Schon jetzt seien aber "deutlich höhere Antragszahlen festzustellen", allein zwischen Juni und Ende Oktober seien 56.549 Ersuchen für Batterie-Autos eingegangen und damit mehr als in 2019 insgesamt. Die Vergleichszahl der Anträge für Plug-in-Hybride liege bei 47.207.

Die Praxis der geltenden Bestimmungen für die Vergabe des Umweltbonus' verteidigt die Regierung. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle habe auf die hohen Antragszahlen "rechtzeitig reagiert" und eine Vielzahl an Maßnahmen für eine beschleunigtes Verfahren umgesetzt. So seien etwa die internen Bearbeitungsabläufe "weiter optimiert" und 40 Prozent mehr Personal eingesetzt worden. Ferner habe der Umbau von einem zwei- auf ein einstufiges Antragsverfahren zu einer deutlichen Reduktion der Bearbeitungszeiten geführt. Eine zusammen mit dem Kraftfahrtbundesamt geschaffene elektronische Schnittstelle sorge dafür, dass dort bereits vorliegende Daten "automatisch abgerufen werden können".

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(Bild: heise Autos)

Auch sonst sieht sich das Wirtschaftsressort für den geplanten Hochlauf der E-Mobilität gerüstet: Ende September seien in Deutschland insgesamt rund 443.000 Elektrofahrzeuge zugelassen gewesen. Die Bundesregierung habe im Klimaschutzprogramm 2030 das Ziel von sieben bis zehn Millionen E-Autos formuliert. Sie werde "die notwendigen Maßnahmen" ergreifen, um diesen Vorsatz zu erreichen. Der Erwerb eines Elektrofahrzeugs soll noch bis 2025 finanziell gefördert werden. Ziel ist es, Verbrennerfahrzeuge durch klima- und umweltfreundlichere Alternativen auszutauschen.

Die FDP verweist darauf, dass viele Arbeitnehmer ihre Hybrid-Dienstwagen mit Treibstoff tankten, statt sie mit Strom zu laden. Die Prämie werde unabhängig von elektrisch zurückgelegten Kilometern ausgezahlt. Für die Regierung ist dies kein Grund dafür, die Förderregeln anzupassen. Diese begünstigten "insbesondere reine Elektro-Pkw." Für eine Übergangsphase stellten Plug-in-Hybride aber eine Alternative dar, "die zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen kann". Umweltverbände sehen dies anders.

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