Studie: Produktionsrückstand von 3,9 Millionen Fahrzeugen durch Halbleitermangel

Die Unternehmensberatung Alix Partners korrigiert sich: Der Halbleiter-Mangel dürfte für die Autobranche in diesem Jahr doppelt so teuer kommen als gedacht.

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Halbleiter-Mangel

Die Abhängigkeit der Autobranche von Elektronikbauteilen wurde durch die von der Covid-19-Pandemie gestörten Lieferketten besonders gut sichtbar.

(Bild: Maksim Shmeljov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Florian Pillau
  • mit Material der dpa

Die Engpässe bei der Versorgung mit Halbleiter-Bauteilen dürften für die Autobranche in diesem Jahr noch teurer kommen als bisher gedacht. Aufgrund des Chipmangels würden 2021 weltweit rund 3,9 Millionen Fahrzeuge weniger produziert, schätzt die Beratungsfirma Alix Partners in München. Das entspreche einem Wert nicht produzierter Fahrzeuge von rund 110 Milliarden US-Dollar (91 Mrd Euro) – fast doppelt so viel wie von der Unternehmensberatung noch Ende Januar geschätzt.

Ein erheblicher Anteil der nicht produzierten Fahrzeuge werde sich auch in den Verkaufszahlen der Hersteller niederschlagen, sagte Alix-Partners-Manager Marcus Kleinfeld. Allerdings würden die Hersteller auch ihre Lagerbestände senken und damit den Effekt teilweise kompensieren.

Die Chipflaute belastet die Autobranche seit Monaten. Zunächst verlagerten sich die großen Chipauftragsfertiger in der Corona-Krise auf Halbleiter für Verbraucherelektronik, um die hohe Nachfrage zu decken. Zuletzt kamen in diesem Jahr auch noch einzelne Produktionsausfälle bei Chipfirmen in Japan und Texas hinzu. Weltweit sind Halbleiter derzeit knapp, und der von den Chipfertigern für hohe Milliardensummen angestoßene Aufbau neuer Kapazitäten ist langwierig.

Wenn einzelne wichtige Bauteile fehlen, kann das die Fertigung von Autos unter Umständen ganz blockieren. Volkswagen rechnet mit rund 100.000 Fahrzeugen, die im ersten Quartal wegen fehlender Halbleiter nicht gebaut werden konnten. Die Auswirkungen könnten im zweiten Quartal noch deutlicher zutage treten, hieß es kürzlich aus Wolfsburg. Peugeot konnte sich bei einer Baureihe mit dem Einbau von Teilen aus einer früheren Version des Fahrzeugs behelfen:

Auch Daimler fehlen Teile, BMW musste ebenfalls in einzelnen Werken tageweise die Produktion drosseln. Der US-Autoriese Ford kalkuliert dieses Jahr Belastungen von rund 2,5 Milliarden US-Dollar für die Knappheit bei den Chips ein. Renault kalkuliert mit rund 100.000 Autos Rückstand. Die meisten Hersteller wie VW und Daimler rechnen in der zweiten Jahreshälfte allerdings mit Besserung.

(fpi)