Fahrbericht Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabriolet

Zwischen klassischen 911 und brachialen GT3 legt Porsche beschwingte Leichtfüßigkeit: Der 911 Carrera 4 GTS macht als Cabrio mit Handschaltung einen Heidenspaß.

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Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabriolet

Mit einer fein verästelten Modellpalette holt Porsche so gut wie jeden erdenklichen Kunden ab. Davon abgesehen macht der Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabriolet auch Spaß.

(Bild: Porsche)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Wem der klassische Elfer zu weichgespült und der GT3 zu brachial ist, der wird beim Porsche 911 Carrera 4 GTS fündig. Der ist etwas leichtfüßiger als der Basis-Elfer und macht mit Handschaltung als Cabrio einen Heidenspaß.

Als Porsche 911-Fan hat man es nicht immer leicht. Der Carrera ist manchen zu weichgespült und der GT3 zu brachial. Die Lösung für die Probleme trägt das Kürzel GTS im Namen. Das steht bei Porsche traditionell für Gran Turismo Sport und ist mehr als eine Ausstattungsvariante.

"Unser Ziel war es, den Carrera S noch mehr anzuspitzen", erklärt Michael Rössler, Gesamtfahrzeug Projektleiter 911 und schiebt gleich noch eine Zahl hinterher: "Der GTS ist auf der Nordschleife zwei Sekunden schneller als der Vorgänger." Da der Nürburgring schon lange Maßstab für alle Porsches ist, kann man die verschiedenen Modelle anhand ihrer Rundenzeiten ganz gut einschätzen.

Zwei Sekunden auf der Nordschleife schüttelt man nicht einfach aus dem Handgelenk. Die 353 kW und 570 Nm des flachen Sechszylinders verteilen sich auf beide Achsen. Das sind 22 kW und 40 Nm mehr als beim Porsche Carrera 911 S. Die handgeschaltete Variante verteilt die Achslasten etwas besser dank rund 35 Kilogramm weniger Last auf der Hinterachse im Vergleich zur PDK-Version. Mit dem Doppelkupplungsautomaten fährt der Porsche zwar schneller, doch darauf kommt es ja gar nicht an.

Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabriolet (8 Bilder)

Zugespitzter als ein 911 aber nicht so heftig wie ein GT3 ermöglicht der Porsche 911 Carrera 4 GTS eine innige Beziehung zur Straße - besonders mit Sportfahrwerk und als Cabriolet.

Selbst zu schalten erhöht den Fahrgenuss und Getriebe können sie bei Porsche. Die Wege durch die Gassen sind kurz und präzise. Der Motor mit zweifacher Aufladung tritt spürbar erst jenseits der 4000 Umdrehungen mit voller Kraft an. Der offene GTS 4 absolviert den Sprint von null auf 100 km/h in 4,3 Sekunden und ist bis zu 307 km/h schnell. Wer sich für das PDK-Getriebe entscheidet, ist 0,8 Sekunden schneller, verpasst aber die Schaltfreude.

Bei von uns gefahrenen Cabriolet ist serienmäßig das Sportfahrwerk mit zehn Millimeter Tieferlegung montiert. Helper-Federn an der gelenkten Hinterachse halten die Hauptfedern stets unter Spannung, was die Traktion vor allem in Kurven verbessert. Dazu kommt eine hintere mechanische Quersperre und Torque Vectoring. Auch aerodynamische Tricks setzt Porsche ein. Finnen am Unterboden sollen vorn geschwindigkeitsabhängig bis zu 30 Prozent mehr Anpressdruck generieren. Damit die Balance erhalten bleibt, wird der Heckspoiler weiter ausgefahren und generiert dann auch hinten mehr Downforce.

Das Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabrio Erlebnis beginnt schon beim Einlenken. Freudig folgt der 1630 Kilogramm schwere Open-Air-Elfer dem Lenkwinkel und lässt sich auch beim Herausbeschleunigen nicht lange bitten, sofern der Fahrer nicht vergessen hat, rechtzeitig herunterzuschalten. Herrlich intuitiv lässt sich dieser Elfer um die Ecke zirkeln. Man fühlt, wie die Vorderachse beim Herausbeschleunigen je nach Kurvenradius unterstützend eingreift. Mühelos und entspannt ist man äußerst flott unterwegs, kann es aber auch ganz ruhig angehen lassen. Es ist kein Problem, im siebten Gang mit 50 km/h zu cruisen.

Mit der Sturmhaube im Verdeckkasten genießt man auf Wunsch die Wucht der Elemente und noch besser den sonor sägenden Sechszylinder im Rücken. Man fährt deutlich intensiver durch die Freigabe einer Menge peripheren Blickfelds. Dass ein Teil der Agilität dieses Modells in dieser Ausführung mit einer straffen Abstimmung erkauft ist, ist verschmerzbar, denn der GTS mutiert nie zum Bandscheiben-Killer. Nicht so leicht verschmerzen lässt sich der Preis: Ein Porsche 911 Carrera 4 GTS Cabrio kostet mindestens 163.115 Euro.

(fpi)