Elektroauto VW ID. Buzz: Raum für Hoffnung

Beim elektrischen VW ID. Buzz setzt Volkswagen voll auf den Imagefaktor, bei dem die Markennostalgie auf einem soliden, vom T1 "Bulli" gelegten Fundament ruht.

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Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Mit dem batterieelektrischen Van VW ID. Buzz wird Volkswagen sich sicher leichter tun als mit seinen technisch eng verwandten Vorläufern. Dafür garantiert allein schon der Nostalgiefaktor des Retromodells. Allerdings wollte man diese Bank auch nicht gefährden und hat sich von den ersten Messe-Prototypen bis zur Serie unglaublich viel Zeit genommen. Die ID.-Familie hatte keinen einfachen Start. Immer wieder waren Design und mäßige Innenraumqualität Gesprächsstoff, dann war der ID.3 wohl nicht das passende Modell für einen Start in die E-Mobilität und beim Infotainment hat so mancher Wettbewerber die Nase vorn.

Während VW ID.4 und ID.5 langsam auf die Erfolgsspur abbiegen und auch die Software endlich passt, soll der VW ID. Buzz nun die Emotionen bespielen. Für Volkswagen rechnet sich der nostalgische Rückbezug auf jeden Fall, dort weiß man, dass man die Autos nicht über den Preis wird verkaufen müssen. Ein angekündigter Einstiegspreis um die 63.000 Euro für den Van dürfte nicht zu hoch angesetzt sein, der Cargo soll für 45.000 Euro angeboten werden. Später soll ein Einstiegsmodell unter 50.000 Euro kosten. Der Vorverkauf soll im Mai beginnen.

Während der Elektro-Bus in Europa bereits Ende dieses Jahres auf den Markt kommt, müssen sich die Amerikaner noch bis Anfang 2024 gedulden, ehe sie dort gleichzeitig mit der XL-Version mit langem Radstand angeboten wird. Gerade in den USA verspricht sich Volkswagen einiges von dem familientauglichen Spaßmobil, das unter den noch jungen ID-Modellen für viele Erstkunden bisher als die interessanteste Wahl erscheint. In Kalifornien sind T1 und T2 in allen, aber meist sehr guten Zuständen so sehr Teil des aktiven Verkehrsgeschehens, dass man sich als Deutscher bisweilen verwundert die Augen reibt.

Zum Marktstart Ende 2022 bietet Volkswagen erst einmal keine große Wahl. Man bekommt den ID. Buzz zunächst nur mit normalem Radstand, fünf Sitzplätzen, 150 kW, 310 Nm und einem 82-kWh-Akku, der Reichweiten bis zu 420 Kilometern gewährleisten soll. Gut möglich, dass die Cargo-Variante des ID. Buzz mit identischem Antrieb und betont hohem Nutzwert für Gewerbetreibende in vielen Ländern sogar noch interessanter ist als die Pkw-Version. Später soll eine Version mit 50 kWh und rund 300 km Reichweite, aber auch eine Allradausführung mit zwei Motoren und 299 kW angeboten werden.

Neuvorstellung VW ID. Buzz Exterieur (10 Bilder)

Volkswagens Zeichner haben ein Retrodesign mit eigenständiger Formensprache und Rückbezügen geschaffen, das weitgehend anschlussfähig sein dürfte.

Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 145 km/h begrenzt, liegt aber deutlich über der deutschen Autobahnrichtgeschwindigkeit und sowieso weit über den meisten internationalen Maximal-Limits. An einer entsprechend ausgelegten DC-Schnellladesäule nehmen beide Versionen des ID. Buzz eine Leistung von bis zu 170 Kilowatt, was das Akkupaket im Unterboden unter besten Bedingungen nach rund 30 Minuten von fünf auf 80 Prozent aufladen soll. Eine bidirektionale Ladefunktion ermöglicht, Energie aus der Batterie ins Hausnetz einzuspeisen. Dazu nötig ist eine DC-BiDi-Wallbox mit der entsprechenden Kommunikationsschnittstelle.

Das Design baut zwar schamlos auf die Erinnerung an historische Samba-Busse, schafft aber ein eigenes Gesicht. Insofern darf man von geglückten Retrodesign sprechen, wenn auch das Ergebnis nicht jedermann gleichermaßen ansprechen wird. Der elektrische Antrieb ermöglicht viel Platz im Innern. Wer die Rücksitze des 4,71 Meter langen Elektrovans umlegt, vergrößert das Ladeabteil von 1121 auf stattliche 2205 Liter. Die Langversion wird auf Wunsch mit sechs oder sieben Sitzplätzen geliefert.

Neuvorstellung VW ID. Buzz Interieur (9 Bilder)

Zunächst werden die Vans mit zwei Sitzreihen als Fünfsitzer angeboten.

Die Cargoversion bietet 3,9 Kubikmeter Laderaum, ein oder zwei Schiebetüren und Platz für zwei oder Personen in Reihe eins. Hinter der Trennwand gibt es Platz für zwei Europaletten, sodass sich die 650 Kilogramm Zuladung entsprechend nutzen können. Das zulässige Gesamtgewicht des ID. Buzz Cargo beträgt drei Tonnen, wobei die Ladung über Zurrösen im Boden und Schienen in den Seitenwänden gesichert werden. Bei beiden Versionen kann der Kunde zwischen einer normalen Lackierung und dem traditionellen Zwei-Farb-Lack wählen, der dem ID. Buzz, produziert im Werk Hannover, einen anderen Charakter gibt.

Außer der kleinen 5,3-Zoll-Instrumenteneinheit werden zehn und zwölf Zoll große Berührungsbildschirme angeboten, über den sich per Fingerstreich die Funktionen abseits von Sound- und Navigationssystem bedienen lassen. Leider hat Volkswagen dieses für die Bedienung von Autos ohnehin schon zweifelhafte Prinzip noch auf die Regulierung von Heizleistung, Schiebedachöffnung und anderen Dingen ausgedehnt, indem man sogenannte Touchslider statt der herkömmlichen Bedieneinheiten einbaut. Ist halt billiger.

Die Sitze sind bequem und vielfältig verstellen, jedoch verzichtet Volkswagen beim ID. Buzz zumindest auf dem europäischen Markt auf Leder für die Polster oder am Lenkrad. Hier müssen Recyclingmaterialien die Luxusansprüche der Kunden befriedigen. Fast konsequent möchte man sagen angesichts der für heutige Vorstellungen unglaublich mager ausgestatteten historischen Vorbilder. Zahlreich sind die Ablagen und USB-Steckdosen, mit denen Mobilgeräte im Innenraum problemlos aufgeladen werden können.

Der VW ID. Buzz ist nicht der erste Bulli mit batterieelektrischem Antrieb. Schon vor 50 Jahren präsentierte Volkswagen auf der Hannover-Messe einen T2-Transporter, der von einem Elektromotor im Heck angetrieben wurde, während die Bleibatterien in einem doppelten Fahrzeugboden untergebracht waren. Die maximale Reichweite damals: 85 Kilometer.

(Bild: Volkswagen)

(fpi)