Schulbuchverlag-Studie: Schulleitungen wollen mehr Digitalität in Schulen

Die Cornelsen-Schulleitungsstudie zeige laut Bildungsforscher Klaus Hurrelmann, dass Schulleitungen weniger verkrustet denken würden, als gerne kolportiert.

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(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In einer Umfrage unter Schulleitungen sprechen sich 97 Prozent der Befragten dafür aus, dass Schülerinnen und Schüler den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien in der Schule lernen sollten. Darüber hinaus glauben 87 Prozent der Schulleitungen, dass durch mehr Digitalität in Schulen mehr Unterstützung für individualisiertes Lernen und damit auch mehr Chancengleichheit möglich sei. 78 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass auch die Schulorganisation von mehr digitalen Mitteln profitieren könnte.

Dies geht aus der Cornelsen-Schulleitungsstudie hervor, die laut Cornelsen-Verlag 2021/2022 erstmals durchgeführt wurde. Für die Studie (PDF) befragte das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) mehr als 1.100 Schulleiterinnen und Schulleiter unterschiedlicher Schulformen in ganz Deutschland. Die Befragung wurde online durchgeführt und durch 50 tiefergehende Einzelinterviews ergänzt. Zudem war Bildungsforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann an der Studie beteiligt.

Hurrelmann unterstrich die Ergebnisse mit Nachdruck: "Wer hätte das gedacht? Die Mehrheit der deutschen Schulleiterinnen und Schulleiter sind Reformer. [...] [Sie] leugnen nicht, dass es in deutschen Schulen immer noch verkrustete Strukturen gibt, die tief im Alltag verankert sind. Aber genau diese wollen sie überwinden."

Neben den deutlichen Aussagen zur Digitalisierung in Schulen, erklärten die Befragten mit ebenso hoher Übereinstimmung (97 Prozent), dass insbesondere Chancengleichheit ein wesentlicher Teil der Schule der Zukunft sein sollte. 92 Prozent möchten dafür auf individuelle Förderangebote setzen, um allen Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Und 93 Prozent wünschen sich, dass im Unterricht mehr Lebenskompetenzen vermittelt werden, "um Schüler:innen besser auf das Erwachsensein und die Arbeitswelt vorzubereiten".

Als Modell der Zukunft wird die gebundene Ganztagsschule von 82 Prozent der Befragten gesehen. Der Fächerkanon wird ebenfalls von 82 Prozent als reformbedürftig eingestuft. Er solle grundlegend überarbeitet werden.

"Was beschäftigt Schulleitungen heute am stärksten?" wird gefragt. Laut Diagramm denken Schulleitungen nicht wenig über die Digitalisierung nach – aber Schulentwicklung kostet Zeit.

(Bild: Cornelsen Schulleitungsstudie)

Deutschlands Schulleitungen sehen also, so Cornelsen, "große Veränderungen auf die Schulen zukommen, die sie auch gerne vorantreiben würden". Hierfür würden die Schulleitungen allerdings auch gerne mehr Zeit erhalten. 80 Prozent der Befragten sprechen sich dafür aus, dass sich die Schulleitung auf die Strategie- bzw. die Unterrichtsentwicklung und den Lernerfolg der Schülerschaft konzentrieren sollte. Rund die Hälfte der Befragten gab aber an, maximal drei Stunden pro Woche für das Thema Schulentwicklung zur Verfügung zu haben. Einen Großteil der Arbeitszeit beanspruchten administrative Aufgaben. Immerhin 54 Prozent der Schulleitungen verbringen damit laut Studie wöchentlich mehr als 10 Stunden. Dementsprechend blickten laut Umfrage nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) optimistisch in die Zukunft.

Cornelsen gab bekannt, dass weitere Schulleitungsstudien folgen sollen. Laut Projektleiterin Dr. Sarah Fichtner vom FiBS könne man Schulleitungen hiermit auch "nachhaltig als Zukunftsgestalter:innen ernst [...] nehmen".

Artikelserie "Schule digital"
Artikelserie "Schule digital II"

Wie sollte die Digitalisierung in unseren Schulen umgesetzt werden? Wie beeinflusst die Coronavirus-Pandemie das Geschehen? Was wurde im Schuljahr 2020/2021 erreicht - wie ging es 2021/2022 weiter? Das möchte unsere Artikelserie beleuchten.

(kbe)