1000 km Reichweite mit Elektroauto: Mercedes-Benz VISION EQXX mit 8,7 kWh/100 km

Mercedes feiert die erfolgreiche Testfahrt seines Prototyps Vision EQXX über mehr als 1000 km von Sindelfingen an die Côte d'Azur mit einer Ladung.

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Der EQXX fällt mit seinem aerodynamisch geprägten Design sehr aus dem gewohnten Bild der Elektroauto-Szene, das geprägt ist von klumpenförmigen SUV- und überbreiten Limousinen-Modellen.

(Bild: Mercedes)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Pillau
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Als die Autoindustrie einsehen musste, dass Flottenverbräuche nur noch mit Elektroautos einzuhalten waren, nahm sie den einfachsten Weg zu einer wachsenden Zahl verkaufter Elektroautos. Sie begann, die Kunden dort abzuholen, wo sie sie seit Jahren hingestellt hatte: Bei immer größeren, kräftigeren Autos.

Man sehe sich nur die jedes Jahr gestiegene Leistung seit Beginn der Aufzeichnungen an. Seit Jahrzehnten hat die Überwältigungsstrategie mit Leistungseskalation und gleichzeitigem Karosseriewachstum so gut funktioniert, dass vernünftige Elektroautos mit Leichtbau, schmalen Rädern und guter Aerodynamik wie der BMW i3 etwa kaum eine Chance hatten.

BMWs i3 blieb uns wohl vor allem dank staatlicher Förderung länger erhalten, als nach den Marktgesetzen eigentlich zu erwarten. Dennoch sah sich letztlich sogar die ursprünglich von Ingenieursratio geprägte Firma BMW gezwungen, vor allem schwere SUV-Modelle und überbreite Limousinen anzubieten, um Elektroautos unters Volk zu bringen.

Auf die lustgesteuerte Popometrie des Kunden konnten sich die Hersteller immer gut verlassen. Und der E-Antrieb eignet sich auch aufgrund seiner Drehmomentcharakteristik ganz hervorragend, selbst in den schwersten Autos aus dem Stand eine überaus beeindruckende Beschleunigungsleistung zu generieren.

Tesla, um nur das schillerndste Beispiel zu nennen, trieb es auf die Spitze mit irren Boostleistungen wie dem "Ludicrous Mode" oder dem noch ärgeren "Plaid Mode". Die Verbräuche wuchsen entsprechend, inzwischen in Regionen jenseits der 15 kWh/100 km. Im Schnitt über alle in Deutschland verkauften E-Autos, wohlgemerkt.

Kunden, die weniger auf ihr Popometer als auf ihren Kopf hören, suchen schlanke E-Autos heute vergeblich. Doch selbstverständlich arbeiten die Hersteller weiter an Konzepten, den Elektroautos den Suff abzugewöhnen, und sei es, um nicht wieder von neuen staatlichen Grenzwerten überrascht zu werden. Ein anderer Grund ist die mit den Leistungen und dem Verbrauch verbundene Reichweitenangst, unter der interessanterweise fast ausschließlich die noch für die E-Mobilität zu gewinnenden Kunden leiden.

Mercedes-Benz zum Beispiel meldet nun einen Erfolg auf diesem Weg. Der Hersteller strebt Richtung 10 kWh/100 km, also rund ein Drittel effizienter als der aktuelle Durchschnitt für elektrische Autos.

Der Hersteller feiert heute die Testfahrt seines Prototyps Vision EQXX über mehr als 1000 km von Sindelfingen an die mondäne Côte d’Azur mit einer einzigen Ladung. Mercedes-Vorstand Markus Schäfer sagte gegenüber Medienvertretern: "Zunächst optimieren wir die Effizienz, und dann können wir sehen, wie viele Batteriemodule wir ins Auto einbauen". Letztendlich sollen die Kunden die Größe der Batterie nach ihren Bedürfnissen bestellen können.

Der im Januar vorgestellte Vision EQXX hat eine Reichweite von 1000 km mit einer nur halb so großen Batterie wie im Mercedes EQS. Einige Komponenten des EQXX sollen in zwei bis drei Jahren in Serienfahrzeuge einfließen. Auf der 11,5-stündigen Fahrt nach Frankreich war der Verbrauch mit 8,7 kWh/100 km etwa doppelt so effizient wie der aller batterieelektrischen Mercedes-Modelle am Markt und dem Tesla Model S 60, des Modells mit der größten Reichweite im Angebot des US-Elektroautoherstellers.

(fpi)