Indien öffnet sich Open Source

Das indische Ministerium für Informationstechnologie möchte, dass auf Behörden- und anderen staatlichen Computern Linux eingesetzt wird.

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Indien gilt als eines der Länder mit vielversprechendem IT-Markt, auf den ausländische Unternehmen wegen günstiger Produktionsbedingungen und künftiger Absatzchancen gerne spekulieren. Falls eine Initiative des indischen Ministeriums für Informationstechnologie vollends in die Tat umgesetzt wird, könnten aber diverse Firmen in die Röhre schauen. Das Department of Information Technology schlägt nämlich laut der indischen Economic Times vor, proprietäre Software aus sämtlichen staatlichen Einrichtungen zu verbannen und durch Linux zu ersetzen.

Solche Bestrebungen gibt es in dem bevölkerungsreichen Staat vereinzelt schon länger, doch nun bekommen sie hochoffizielle Weihen. Die Gründe liegen auf der Hand: Indien, dessen Industrie nach dem Maßstab der "ersten Welt" entwicklungsbedürftig ist, dürfte sich die Anschaffungskosten eines Betriebssystems wie Windows kaum leisten können. Außerdem steht Indien in Konkurrenz zu China, wo sich der IT-Sektor ebenfalls kräftig entwickeln soll und es Initiativen gibt, zumindest bei Software weniger abhängig zu werden.

Linux hat gegenüber proprietären Betriebssystemen durch den offenliegenden Code den Vorteil, dass indische Entwickler die Software für eigene Bedürfnisse anpassen könnten, heißt es zur Begründung der Initiative. Detailentscheidungen sind noch nicht gefallen, doch einem Bericht des britischen Newsdienstes The Inquirer wird schon schmunzelnd diskutiert, dass Pakistan dem indischen Vorbild folgen und -- falls Indien sich für Gnome entscheide -- auf den KDE-Desktop setzen würde. Oder umgekehrt. Zudem würden bereits jetzt Microsoft-Manager mit Flugtickets für New Delhi auf gepackten Koffern sitzen.

In der Tat interessiert sich die Redmonder Softwarefirma intensiv für den asiatischen Markt und wird nicht müde, dessen Bedeutung zu betonen. Die Economic Times rechnet vor, dass Microsoft 75 Millionen US-Dollar in den indischen IT-Markt investiere, während nach China die zehnfache Summe gepumpt werden soll.

Fraglich ist, ob Microsoft von diesen Investitionen dauerhaft profitieren kann, denn immer mehr Staaten wenden sich Open-Source-Software zu. Eine britische Regierungskommission ist jüngst zu dem Schluss gekommen, den Entwicklungsländern vor allem aus Kostengründen zumindest die Prüfung von Software wie Linux zu empfehlen. (anw)