Niederlande: Russland bereitet Sabotage an Infrastruktur vor

Internetkabel, Gaspipelines und Windparks seien anfällig für Sabotage, sagen niederländische Geheimdienste. Es gebe schon Sabotage-Vorbereitungen.

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Die niederländischen Geheimdienste zeigen sich auch im Cyberspace gegen mögliche russische Bedrohungen wachsam.

(Bild: Media Centrum Defensie)

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Russland hat nach Angaben des niederländischen Militärischen Informationsdienstes MIVD versucht, das Energiesystem des Landes auszuspionieren und zu sabotieren. Ein russisches Schiff sei vor einigen Monaten in der Nordsee entdeckt worden, als es Informationen über Windparks sammelte, teilte der MIVD am Montag in Den Haag mit. Es habe sich um "vorbereitende Handlungen für Störungen und Sabotage" gehandelt, sagte MIVD-Direktor Jan Swillens. Die Küstenwache und die Marine hätten das Schiff rechtzeitig entdeckt und zum Abdrehen gezwungen.

Die Russen seien nach wie vor "sehr interessiert" an der Infrastruktur in der Nordsee, sagte Swillens. Dabei geht es nach Informationen des MIVD auch um Internetkabel und Gasleitungen. Dadurch werde deutlich, dass die Bedrohung für die Niederlande konkreter sei als viele denken, sagte Swillens.

Der MIVD und der Inlands- und Auslandsgeheimdienst AIVD haben diese Woche einen gemeinsamen Bericht über ihre Sicht des Ukraine-Krieg und dessen Konsequenzen vorgelegt. Die niederländische maritime Infrastruktur in der Nordsee wie Internetkabel, Gaspipelines und Windparks sei anfällig für Sabotage, heißt es darin allgemein in dem Bericht. Russland kartiere heimlich diese Infrastruktur, die Aktivitäten deuteten auf Sabotage hin. Denkbar sei auch, dass andere Infrastruktur wie die Trinkwasser- und Energieversorgung sabotiert werden. MIVD und AIVD haben nach eigenen Angaben Organisationen informiert, die für die Sicherheit zuständig sind.

Darin heißt es auch, Russland führe einen Informationskrieg. Dabei versuche Russland nicht nur das Meinungsbild im eigenen Land zu manipulieren, sondern auch den Westen und andere Länder. Dabei werde der Krieg gegen die Ukraine als Gegenwehr gegen eine von den USA geführte Weltordnung dargestellt. Dafür nutze Russland vielfältige Mittel, beispielsweise gekaufte Artikel in westlichen Medien, soziale Medien und es verbreite gefälschte Dokumente.

Die Beziehungen zwischen Russland und den Niederlanden haben sich seit dem Abschuss des Passagierfluges MH17 mit einer russischen Luftabwehrrakete über der Ostukraine im Jahr 2014 stark verschlechtert. Damals wurden 298 Menschen an Bord getötet, die meisten waren Niederländer. Am Wochenende gab die Regierung in Den Haag die Ausweisung von etwa zehn russischen Diplomaten bekannt. Dabei soll es auch um Spionageverdacht gehen.

Dass die Infrastruktur in Nord- und Ostsee für Sabotageakte anfällig ist, wurde der Öffentlichkeit spätestens seit den Lecks an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 bewusst, die im September vorigen Jahres entdeckt wurden. Immer noch ist unbekannt, wer die Pipelines zerstört hat. Ebenfalls im September 2022 wurde bekannt, dass an norwegischen Öl-Förderplattformen in der Nordsee unbekannte Drohnen gesichtet wurden.

Von russischer Energie seien die Niederlande nicht mehr abhängig, gab die dortige Regierung kürzlich bekannt. Russisches Erdöl, das vor dem seit dem 5. Dezember 2022 geltenden Einfuhrverbot 30 Prozent der Importe ausmachte, komme nicht mehr ins Land. Gas aus Russland machten vor dem Ukraine-Krieg 45 Prozent der Importe über Pipeline aus, nun noch etwa 10 Prozent. Der Anteil russischen Gases, das als LNG in die Niederlande gelangt, ist von 30 auf 15 Prozent gesunken.

(anw)