Indien: Chinesische Arbeitsverhältnisse dank Lobbyarbeit von Apple und Foxconn

iPhones "made in India" sind längst Realität. Nun will Apple seine Fabriken weiter ausbauen – und braucht dafür gelockerte Arbeitsbedingungen.

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Indische Flagge mit Apple-Logo

Indische Flagge mit Apple-Logo.

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Für Apple soll Indien künftig zum zweitwichtigsten Produktionsstätte weltweit werden: Dort lässt der Konzern gerade durch seine Auftragsfertiger wie etwa Foxconn eine Großfabrik nach der nächsten hochziehen. So will das Unternehmen unabhängiger von China werden, wo Apple im vorigen Herbst massive Herstellungsprobleme hatte. Das Problem: Die arbeitsrechtlichen Bedingungen in Indien lassen die aus der Volksrepublik bekannte Flexibilität beim Angestellteneinsatz derzeit nicht zu. Apples Lösung: Zusammen mit Foxconn leistet der iPhone-Konzern Lobbyarbeit – und scheint einem Bericht zufolge bereits erste Erfolge erzielt zu haben.

Wie die Financial Times zum Wochenende schrieb, hätten Apple und Foxconn die Lokalregierung für die von ihnen gewünschten Arbeitnehmerreformen "gewinnen" können. Dies betrifft den Bundesstaat Karnataka im Süden des Landes, wo Foxconn kürzlich angekündigt hatte, 660 Millionen Euro zu investieren. Die Fabrik könnte 100.000 Menschen Arbeit geben und damit gut halb so groß sein wie die größte iPhone-Produktion der Welt im chinesischen Zhengzhou, wo regulär 200.000 Menschen arbeiten, zu Spitzenzeiten sogar 300.000.

Apple und Foxconn wünschten sich für den Standort eine Produktion von 24 Stunden am Tag in einem Zweischichtsystem mit jeweils 12 Stunden. Das jedoch war bislang nicht mit dem Gesetz vereinbar, das maximal 9 Stunden Arbeit am Stück erlaubt. Der indische Bundesstaat kippte die Regelung bereits Anfang März. Weitere Erleichterungen – für Apple und Foxconn – betreffen Verbote der Nachtarbeit für Frauen, die nun teilweise gelockert wurden. In China und Vietnam gehören Menschen dieses Geschlechts zu den wichtigsten Beschäftigungsgruppen, in der indischen Elektronikbranche sind sie derzeit noch unterrepräsentiert, berichtet die FT.

Apple-Partner Foxconn darf Menschen in seinen Fabriken künftig maximal 48 Stunden pro Woche arbeiten lassen. Gleichzeitig steigt das Limit an Überstunden, die innerhalb von drei Monaten gearbeitet werden dürfen, von 75 auf 145 Stunden. Sie habe "viel Input" von indischen Industrieverbänden und "ausländischen Firmen" bei den Reformen erhalten, hieß es aus der Lokalpolitik in Karnataka.

Eine Quelle bei Foxconn sagte gegenüber der FT, man habe die Reformen zusammen "mit dem Kunden" – also Apple – verfolgt. "Dies ist eine Anpassung, die für den Aufbau einer effizienten Produktion in großem Maßstab entscheidend ist", sagte die Person, die ungenannt bleiben wollte. "Wenn wir in der Lage sind, rund um die Uhr in zwei 12-Stunden-Schichten zu produzieren, ist das ein großer Schritt, der uns näher an das Ziel bringt, das wir erreichen müssen."

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(bsc)