Die US-Musikindustrie attackiert verstärkt Tauschbörsen-Nutzer [Update]

Vier Studenten der Universität von Maryland sehen sich mit einer 98-Milliarden-Dollar-Klage der Musikindustrie konfrontiert.

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Von
  • Oliver Lau

In Maryland haben Studenten ihren Campus mittels eines P2P-Servers mit Musik und anderen Dateien versorgt. Rund 8500 Kommilitonen hatten Zugriff darauf. Am 4. April erhoben Vertreter der Musikindustrie Klage nicht nur beispielsweise gegen Aaron Sherman, Entwickler des Tauschsystems Flatlan, sondern auch gegen die Studenten aus Maryland -- wegen Urheberrechtsverletzungen im großen Stile. Der Server wurde daraufhin abgeschaltet.

Jetzt sehen sich die Studenten mit einer Forderung in Höhe von 98 Milliarden US-Dollar konfrontiert und wissen gar nicht, wie ihnen geschieht: "Ich hatte nicht gedacht, dass ich irgendwas Falsches mache. Die können einem ganz schon Angst einjagen.", kommentiert Jason, einer der Studenten, der lieber anonym bleiben möchte, seine Lage gegenüber der New York Times.

Der Strafantrag der Recording Industry Association of America (RIAA) dürfte damit zu den aggressivsten rechtlichen Schritten zählen, die je gegen Internet-Nutzer gerichtet wurden, die mit ähnlichen Aktionen in der Vergangenheit das Interesse der Musikindustrie auf sich lenkten. Das rigorose Vorgehen der Musikindustrie scheint zu wirken: Seit den ersten Klagen seien mehr als ein Dutzend P2P-Sites abgeschaltet worden, behauptet ein Sprecher der RIAA.

Der Musikmarkt schrumpft weltweit, und so hat man die Universitäts-Dekane angehalten, ihren Erstsemestern in Orientierungsseminaren die Unrechtmäßigkeit solcher Handlungen einzuimpfen. Die Hochschulverwaltungen sind sich ihrer Verantwortung wohl bewusst, von den Kosten, die mit der Verbreitung von Multimediadateien über das Campus-Netzwerk verbunden sind, ganz zu schweigen. Gleichzeitig müssen sie aber die Privatsphäre ihrer Studenten schützen -- und natürlich auch darauf achten, dass die so genannten Fair-Use-Rechte der Nutzer von urheberrechtlich geschütztem Material Bestand haben. Darum sehen sich die Hochschulvertreter nicht in der Rolle eines Kontrolleurs für Netzwerkverkehr. Mehr als ein Pamphlet darüber, wie das Urheberrecht zu wahren ist, bekommen die Studenten daher kaum ausgehändigt. Und selbst anzufertigende Hausarbeiten, die sich mit dem urheberrechtlichen Lage auseinander setzen sollten, haben bislang nur geringe Auswirkungen auf das Verhalten der Studenten gezeigt.

Das ist auch kein Wunder. "Unsere Studenten sind mit einem Internet aufgewachsen, in dem Inhalte zumeist kostenlos angeboten werden", sagt Graham Spanier, Präsident der Pennsylvania State University, an der erst kürzlich ein Fall "illegalen File-Sharings" bekannt geworden war.

An anderen Unis wurden bereits erste Gegenmaßnahmen eingeleitet: Die renommierte Harvard University sperrt allen "Missetätern" den Internet-Zugang für ein Jahr. Und an der United States Naval Academy wurden bereits 85 Studenten teils mit Arbeitsdienst bestraft, die über den Internet-Zugang der Akademie urheberrechtlich geschütztes Material getauscht hatten.

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