E-Auto-Offensive der US-Regierung mit Waymo, Mercedes, Amazon, Siemens​

Biden verordnet seinen Behörden den Umstieg auf E-Kfz. Prominente Firmen und Verbände unterstützen die Kampagne. Die Maßnahmen sind vielfältig.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 53 Kommentare lesen
Ein Verkehrsschild weißt den Weg zu einer Ladestation für Elektroautos. In dem Foto zeigt der Pfeil auch auf ein Restaurant namens "Good Fortune".

Nach Angaben des Weißen Hauses gibt es in den USA aktuell drei Millionen Elektrofahrzeuge sowie mehr als 132.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die Hälfte aller Neuwagen soll 2030 elektrisch fahren, wünscht sich US-Präsident Joe Biden. Durchgesetzt hat er bereits Gesetze für höhere Subventionen für lokal emissionsfreie Fahrzeuge, Fahrzeugproduktion, Akkuherstellung und den Ausbau eines Ladestellennetzes. Jetzt präsentiert das Weiße Haus dazu eine Kampagne mit Unterstützung zahlreicher Unternehmen, die versprechen, mit gutem Beispiel voranzugehen.

US-Bundesbehörden haben im laufenden Finanzjahr bereits 13.000 neue Elektrofahrzeuge angeschafft. Das ist etwa das Vierfache des Vorjahres. Ab 2027 dürfen US-Bundesbehörden nur noch elektrische Pkw kaufen, ab 2035 gilt das auch für Nutz- und Schwerfahrzeuge. Damit könnte die größte Elektrofahrzeugflotte der Welt entstehen. Bei Liegenschaften von US-Bundesbehörden gibt es derzeit über 5.000 Ladepunkte, bis zum Ende des Finanzjahrs 2024 sollen weitere 24.000 hinzukommen.

Die Alphabet-Tochter Waymo, Entwickler selbstfahrender Autos, mustert Ende April die bisher genutzten Hybridvans von Chrysler aus. Dann sollen nur noch elektrische Jaguar I-Pace zum Einsatz gelangen. Angesichts des hohen Energieverbrauchs der Selbstfahrtechnik ist das ein beeindruckender Schritt. Allerdings beschränkt sich Waymos Taxidienst derzeit auf ausgewählte Betatester in ausgewählten Teilen San Franciscos und der Region Phoenix.

Die Entscheidung für Jaguar ist ein Rückschlag für Chrysler und Volvo. Als Waymo und Chrysler 2018 ihre Partnerschaft verkündeten, war von bis zu 62.000 Chrysler Pacifica für Waymo die Rede. Geworden sind es nicht einmal 1.000. 2020 folgte eine strategische Partnerschaft zwischen Volvo und Waymo. Die Hürden zum selbstfahrenden Auto sind ungleich höher, als die Beteiligten damals angenommen haben. Auch Jaguars Erfolg hat ein absehbares Ende: Waymo baut mit Magna eine eigene Fabrik für selbstfahrende Autos.

Schulbuslieferant First Student verspricht, bis 2035 30.000 Schulbusse auf elektrischen Fahrbetrieb umzustellen. Die Kosten seien inzwischen mit Diesel vergleichbar. Amazon.com teilt mit, bereits 3.000 elektrische Lieferfahrzeuge in Betrieb gestellt zu haben. Bis 2030 sollen es sogar 100.000 werden.

Die Gebäudetechnik-Firma Trane Technologies will bis 2030 ihre weltweite Flotte von 8.000 Fahrzeugen elektrifizieren. Der Liegenschaftsbetreiber Prologis stellt im gleichen Zeitraum seine US-Flotte auf alternative Treibstoffe um. Cirba Solutions plant, wertvolle Materialien aus Abfall großer Akkufabriken sowie ausgedienten Akkus zu gewinnen, damit daraus wieder Akkus für Elektroautos gemacht werden können. Bis 2028 soll das für eine Million Neufahrzeuge reichen.

Siemens gibt an, an seinen US-Liegenschaften sowie bei Häusern seiner Mitarbeiter Ladestationen zu errichten. Damit soll die Umstellung der 10.000 Siemens-Fahrzeuge in den USA auf Elektrobetrieb bis 2040 gelingen. Bei allen Neubauten von Siemens-Betriebsstätten in den USA soll jeder zehnte Parkplatz eine Ladesteckdose bekommen. Der aus der Pleite auferstandene Autovermieter Hertz möchte dieses Jahr fast zwei Millionen mal ein Elektroauto vermieten – das Fünffache des Vorjahreswertes.

Ladestationenbetreiber Swtch verspricht, über 20.000 Ladestationen in wirtschaftlich benachteiligten Wohngebieten einzurichten, speziell bei Mehrfamilienhäusern. Bislang sind Ladestationen für E-Autos in den USA vor allem in wohlhabenden Vierteln zu finden. Vier Verbände planen eine Kampagne namens Charge@Work, mit der Arbeitgeber quer durchs Land dazu animiert werden sollen, mehr als 100.000 Ladestationen auf Firmenparkplätze zu stellen

Consumer Reports, eine mit Stiftung Warentest vergleichbare gemeinnützige Organisation, hat eine Webpage mit Informationen zu Förderungen für Elektrofahrzeuge online gestellt. Für den Zugriff ist allerdings ein Abonnement erforderlich; da hilft es vielleicht mehr, dass auch Google eine neue Webseite mit Subventionsinfos bereitstellen wird. Andere Einrichtungen wollen Unternehmen sowie Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel mit Informationen zum Umstieg drängen. Rewiring America möchte noch dieses Jahr ein Onlinewerkzeug herausbringen, das Hausbesitzer und Mieter bei der Elektrifizierungsplanung unterstützen soll.

Hinzu kommen diverse PR-Projekte: Mercedes-Benz plant "Electric Dream Days" mit Testfahrten und speziellen Verkaufsaktionen bei Mercedes-Händlern. Allerdings warnt Consumer Reports ausdrücklich davor, bei solchen Verkaufsaktionen ein E-Auto zu bestellen: "Diese (Veranstaltungen) werden oft von Spezialisten ausgerichtet, die auf Verfahren trainiert sind, die den Profit des Händlers erhöhen."

Die Umweltschutzorganisation Sierra Club und zwei Branchenverbände und ein E-Auto-Club verpflichten sich dazu, dieses Jahr mehr als 300 Veranstaltungen zu organisieren, bei denen Elektroautos gefeiert werden sollen. Gleich 14 Vereinigungen stellen im April eine Art Staffellauf quer durch die USA auf die Beine. Ziel der Veranstaltung namens Route Zero ist, Investitionen in Elektroauto-Infrastruktur und -Fabriken in das Bewusstsein der interessierten Öffentlichkeit zu rücken.

(ds)