Einblicke in die Entstehung des Mercedes SLS AMG

Ein Mann, ein Motor

Einen echten Flügeltürer hat es schon lange nicht mehr gegeben, jetzt gibt es den Mercedes SLS AMG. Wir haben uns in den Werkhallen umgesehen und dabei manches Vorurteil über den Haufen werfen müssen

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  • ggo
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Stuttgart, 22. Oktober 2009 – Einen echten Flügeltürer hat es schon lange nicht mehr gegeben, jetzt gibt es den Mercedes SLS AMG. Er zitiert das wohl meistverkaufte Modellauto Mercedes 300 SL, ist aber außerdem technisch und fahrdynamisch ein Meilenstein für Mercedes. Wir sehen uns vor Ort bei AMG an, wie was am SLS gebaut wird.

Schubladen-Denken

Vorurteile sind wichtig. Sie helfen dem menschlichen Gehirn, Situationen schnell nach bekannten Mustern zu bewerten und außerdem stimmen sie meistens, political correctness hin oder her. In einer vorurteilskonform langweilig vorhersehbaren Welt ist es dennoch immer schön, wenn ein Vorurteil den Realitäts-Check der Welt nicht besteht und diese einem eine neue, unerwartete Seite zeigt. Ich zum Beispiel lebe regelrecht für diese Aha-Momente, also packte ich meinen Sack Vorurteile und ging damit zu AMG.

Gleich hier das erste Vorurteil: AMG sind so drei koteletten­bewachsene Prolls, die für andere kotelettenbewachsene Prolls Mercedes-Karren schneller machen. Auf dem gewachsenen Werksgelände im Gewerbegebiet Affalterbach mit seinen vielen hinzugekauften Gebäuden wird schnell klar, dass AMG viel eher eine eigene Fahrzeugmarke wie Smart oder Maybach ist, inklusive eigener Fahrzeugentwicklung. Vor allem wird das schnell klar, weil Pressesprecher Johannes Riegsinger Wert auf diese Klarheit legt. Offenbar bin ich nicht der einzige mit diesem speziellen Vorurteil. Der SLS könnte das ändern, denn er ist das erste Fahrzeug, das AMG vom Reißbrett aufwärts entwickelt hat.

Konsequent eigen

Denn der neue Sportwagen macht deutlich, dass es ein langer Weg war vom Tuner und Rennteam über die aktuelle Palette von Mercedes-Fahrzeugen mit selbst entwickelten, teils selbst gefertigten Komponenten bis hin zum komplett eigenen Fahrzeugentwurf. Ein langer Weg, aber ein konsequenter: "Die Entscheidung war damals klar: Wir machen jetzt ein eigenes Fahrzeug" sagt Christoph Jung, Strategischer Projektleiter des SLS. "Und zwar einen Supersportwagen im Segment Ferrari F430, Porsche 911 Turbo, Audi R8 V10." Mein Vorurteil an dieser Stelle des Gesprächs war, dass dann ein Uli aus dem Marketing gesagt hat "Ahaa, wir hatten doch mal diesen 300 SL, Auto mit Flügeln, sowas lieben die Leute, hab selber das Modellauto, wir machen sowas in modern!" und dann müssen die Techniker halt gucken, wie sie dieses Konzept umsetzen.