Microsoft überzeugt trotz Gewinneinbußen

Mit besseren Zahlen als erwartet sorgt Microsoft trotz deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgangs für gute Stimmung an der Wall Street. Die Aktie ging vor Börsenstart auf Höhenflug.

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Gestern war Windows. Da wollte Microsoft den schönen Launch-Tag wohl nicht mit schnödem Zahlenwerk abschließen. Denn die eigentlich für den Donnerstag nach Börsenschluss angekündigte Bekanntgabe des ersten Quartalsergebnisses im neuen Geschäftsjahr hatte der Konzern kurzfristig verschoben. Dabei sind die Zahlen, die es dann am heutigen Freitag vor der ersten Börsenglocke aus Redmond (US-Bundesstaat Washington) gab, so schlecht nicht und übertrafen klar die Erwartungen der Wall Street. Die Aktie des Softwarekonzerns zog vor Handelsstart deutlich an und legte zeitweise bis zu 10 Prozent zu.

Die Wirtschaftskrise, die schon in der vorangegangen Quartalen ihre Spuren im Zahlenwerk des Softwareriesen hinterlassen hatte, macht Microsoft dennoch weiter zu schaffen: Umsatz und Gewinn brachen zum Auftakt des Geschäftsjahres 2010 deutlich ein. Der Umsatz ging um 14 Prozent von 15,96 Milliarden US-Dollar im Vorjahresquartal auf nunmehr 12,92 Milliarden US-Dollar zurück. Unterm Strich blieb Microsoft zwar immer noch ein Nettogewinn von 3,57 Milliarden US-Dollar (2,4 Milliarden Euro) oder 0,40 US-Dollar pro Aktie, doch schrumpfte der Reinerlös im Vergleich zum Vorjahreswert (4,37 Milliarden US-Dollar, 0,48 US-Dollar pro Aktie) um satte 18 Prozent. Analysten hatten im Schnitt mit einem Umsatz in der Region von 12,4 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn von 0,32 US-Dollar pro Aktie gerechnet.

Microsoft hat beim Umsatz in fast allen Sparten Federn lassen müssen; die Server-Sparte und der Unterhaltungsbereich mit dem Spielkonsolengeschäft konnten das Vorjahresniveau halten. In der umsatzstarken Office-Sparte gingen die Einnahmen von 4,9 Milliarden US-Dollar auf 4,4 Milliarden US-Dollar zurück. Am deutlichsten ist der Einbruch im Kerngeschäft: Die Betriebssystemsparte setzte nur noch 2,6 Milliarden US-Dollar um, nach 4,3 Milliarden US-Dollar im Vorjahr. Ein Grund für dieses Ergebnis ist neben der allgemein schwierigen Lage der Branche die Kaufzurückhaltung der Computernutzer vor dem gestern erfolgten Marktstart von Windows 7. Auf dem neuen Betriebssystem, dass die Episode Vista vergessen machen soll, ruhen nun die ganzen Hoffnungen des Konzerns.

Schon erzielte Umsätze für Windows-7-Upgrades von früheren Versionen werden zudem erst später gebucht. Finanzchef Chris Liddell meinte daher auch: "Wir sind mit unserem Abschneiden in diesem Quartal sehr zufrieden und besonders auch mit der starken Nachfrage der Verbraucher nach Windows. Auch bei den Kosten haben wie Disziplin bewahrt." Angesichts der Krise hatte Microsoft zuletzt massiv gespart und erstmals in seiner Geschichte Stellen gestrichen. Der Konzern will weiter Disziplin halten. Microsoft kündigte für das laufende Geschäftsjahr weniger Ausgaben als bisher geplant an.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.) 2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
2/07 12.542 Mio. 2.626 Mio.
3/07 14.398 Mio. 4.926 Mio.
4/07 13.371 Mio. 3.035 Mio.
1/08 13.762 Mio. 4.289 Mio.
2/08 16.367 Mio. 4.707 Mio.
3/08 14.454 Mio. 4.388 Mio.
4/08 15.837 Mio. 4.297 Mio.
1/09 15.961 Mio. 4.373 Mio.
2/09 16.629 Mio. 4.174 Mio.
3/09 13.648 Mio. 2.977 Mio.
4/09 13.099 Mio. 3.045 Mio.
1/10 12.920 Mio. 3.574 Mio.

* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm für Microsoft-Mitarbeiter

** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
(vbr)