E-Fuels: Forschungsanlage für strombasierte Kraftstoffe soll in Leuna entstehen

In Leuna in Sachsen-Anhalt soll eine große Forschungsanlage für die industrielle Produktion von strombasierten flüssigen Kraftstoffen entstehen.

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So stellt sich das DLR die künftige Anlage in Leuna in einer Computergrafik vor.

(Bild: DLR, CC BY-NC-ND 3.0)

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Strombasierte flüssige Kraftstoffe – kurz E-Fuels – könnten ein Bestandteil der Energiewende im Verkehrssektor werden. Wie diese im großen Maßstab hergestellt werden sollten, will das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) konkret erforschen, und zwar im sachsen-anhaltischen Leuna. Das hat das DLR nach Sichtung von gut 60 möglichen Standorten entschieden. Zusammen mit Unternehmen und Forschungseinrichtungen will das DLR im Chemiepark Leuna ab Januar 2024 eine Anlage bauen, in der die für die E-Fuels-Herstellung notwendigen großtechnischen Technologien und Verfahren entwickelt und getestet werden.

Die geplante, Power-to-Liquid (PtL) genannte Plattform soll aus zwei aufeinander aufbauenden Anlagensträngen bestehen: Im Forschungsstrang will das DLR mit Wissenschaft und Industrie neue Technologien und Prozesse erproben. Die Forschenden wollen dafür detaillierte wissenschaftliche Analysen durchführen und einzelne Komponenten optimieren. Der Demonstrationsstrang besteht aus einer semi-industriellen Anlage, die jährlich bis zu 10.000 Tonnen strombasierte Kraftstoffe produziert. Zusammengenommen wäre das Projekt die weltweit größte Forschungsanlage im Bereich der strombasierten Kraftstoffe, erklärt das DLR.

Abgesehen davon, dass E-Fuels fossile Kraftstoffe ersetzen und damit den CO₂-Ausstoß senken sollen, bieten diese für das DLR weitere Vorteile. Sie hätten das Potenzial, auch die sogenannten Nicht-CO₂-Effekte zu senken, also den Ausstoß von Stickoxiden, Rußpartikeln oder Wasserdampf beispielsweise in Kondensstreifen. Solche Effekte seien in der Luftfahrt etwa doppelt so hoch wie die Klimawirkung des freigesetzten CO₂. Das "Fuel Design", die chemische Zusammensetzung dieser Kraftstoffe, lasse sich so optimieren, dass beim Verbrennungsprozess kein Ruß oder Feinstaub mehr entsteht. Auch daran wollen die DLR-Forscher in Leuna tüfteln.

E-Fuels werden mit Hilfe elektrischer Energie aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt. Stammt der Strom aus Erneuerbaren Energien, wird beim Verbrennen von E-Fuels so viel CO₂ freigesetzt, wie vorher während der Herstellung gebunden wurde.

Die Bundesregierung hat in der EU durchgesetzt, dass ausschließlich mit E-Fuels betankte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch nach 2035 in der EU zugelassen werden können. Der deutsche Autohersteller Porsche investiert in eine Pilotproduktionsanlage für E-Fuels in Chile.

Forscher des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) haben im April eine Studie vorgelegt, laut der E-Fuels für den großflächigen Einsatz in Pkw und Lkw nicht geeignet seien. Es gebe günstigere Alternativen, der Energiebedarf sei hoch und die Umweltbilanz fragwürdig. Zudem könne er sich zu einem Hindernis für die Verkehrswende entwickeln.

Das DLR verweist darauf, dass auch künftig einige Mobilitätsbereiche auf große Mengen an flüssigen Energieträgern angewiesen seien. Das seien insbesondere die Luft- und Schifffahrt sowie Fahrzeuge, die nicht ohne weiteres elektrifiziert werden können. Für E-Fuels könne dabei bereits vorhandene Infrastruktur für Speicherung und Verteilung genutzt werden.

(anw)