Baden-Württemberg: Kultusministerin will mehr mündliche Prüfungen wegen KI

KI-Tools in Kinderhänden werde auch die Prüfungskultur in Schulen verändern, erklärt Kultusministerin Theresa Schopper. Mehr mündliche Prüfungen sind angedacht.

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(Bild: Sunny studio/ Shutterstock.com)

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Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) will aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit von KI-Tools für Endnutzer die Prüfungsformen in den Schulen anpassen.

Gegenüber der dpa erklärte die Ministerin: "Wir werden voraussichtlich deutlich mehr zu mündlichen Prüfungen übergehen, weil man nur so herausfinden kann, ob etwas wirklich verstanden worden ist". Allerdings solle dies nicht zu mehr Auswendiglernen und dem verpönten "Bulimielernen" führen – einer Lernform, die auf kurzfristiges Auswendiglernen setzt, wobei das Gelernte wenig später schon wieder vergessen wird.

"Heute macht schlichtes Auswendiglernen von Fakten kaum noch Sinn. Es ist wichtiger, dass man die grundlegenden Zusammenhänge versteht, dass man sich Kompetenzen erarbeiten kann und nicht, dass man sich ein bulimisches Wissen reinzieht", unterstrich sie.

Schopper ist sich sicher, dass sich Künstliche Intelligenz deutlich auf die Schulen auswirken wird und KI-Tools auch nicht aus den Schulen herauszuhalten ist: "Unsere Schulwelt wird sich durch Künstliche Intelligenz verändern. Es ist absurd zu glauben, das macht an der Schultür Halt".

Anknüpfend an die Aussagen des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), der davon ausgeht, dass Technik und KI bald dazu führen könnten, dass weniger Fremdsprachen gelernt werden müssten, erklärte Schopper, dass es für einfache Übersetzungen in der Tat schon heute andere technische Hilfsmittel gibt. Auch das werde die Schulen verändern. Sicher sind sich aber beide Politiker, dass das Erlernen von Englisch als Verkehrssprache wichtig ist. Das sei heute aber schon selbstverständlich, so Schopper: "Wenn man heute gut Englisch kann, ist das kein Grund für Anerkennung mehr, sondern das ist die Voraussetzung für viele Jobs."

Schopper stellte darüber hinaus klar, dass überprüft werden müsse, was heute in den Schulen gelehrt und gelernt wird: "Wir müssen schauen: Welche Kompetenzen brauchen die Schüler? Ich glaube, dass wir auf die Medienkompetenz deutlich mehr Gewicht legen müssen. Kinder und Jugendliche müssen in der Schule lernen, wie man Fake News erkennen kann, wie man Medien sinnvoll nutzen kann und wo die Grenzen liegen. Da haben wir in der Schule eine große Aufgabe."

Neben dem Umgang mit Technik und KI sei auch die Vermittlung von Alltagswissen wichtig. Dass Schülerinnen und Schüler häufiger forderten, dass in den Schulen auch gelehrt werden sollte, wie etwa Steuererklärungen auszufüllen sind, versteht Schopper: "Schüler äußern vielfach den Wunsch nach praxisnäherem Lernen. Sie wollen erkennen können, wenn sie abgezockt werden oder wo die Fallen bei einem Handyvertrag liegen. Das kann ich gut nachvollziehen".

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(kbe)