Volvo wird chinesisch: Ford verkauft an Geely

Volvo wechselt fĂĽr 1,3 Milliarden Euro den Besitzer. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichnete Ford mit dem neuen Besitzer Geely. Der chinesische Autobauer versprach, die Standorte in Schweden und Belgien zu erhalten

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  • ssu
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Stockholm/Göteborg (Schweden), 29. März 2010 – Die Übernahme von Volvo durch den chinesischen Geely-Konzern sieht nicht nur Peking als Gezeitenwechsel: Erstmals geht eine angesehene Automarke ganz in chinesische Hände über. Schweden hofft im Gegenzug auf den riesigen Markt in Fernost. Der Name Volvo kommt vom lateinischen "ich rolle" und Geely vom chinesischen "Glück". Ob die schwedischen Autobauer nun nach elf Jahren als Ford-Tochter und der endgültigen Übernahme durch den Geely-Konzern einer glücklichen Zukunft entgegenrollen, gilt als offen.

"Dies ist ein Meilenstein" freute sich Geely-Chef Li Shufu am 28. März 2010 bei der Unterzeichnung des Kaufvertrages mit der bisherigen US-Konzernmutter. 1999 hatte Ford die Pkw-Marke Volvo Cars übernommen. Die Nutzfahrzeugsparte von Volvo (AB Volvo) ist seither ein selbständiges Unternehmen, das nicht von dem chinesisch-amerikanischen Deal betroffen ist. Zur Besiegelung des Kaufvertrages in Göteborg gelang es Li Shufu, zuletzt skeptisch gewordene Betriebsräte mit neuen Informationen zur bisher geheim gehaltenen Kredit-Finanzierung optimistisch zu stimmen. "Jetzt fühlen wir uns viel besser. Wir stehen hinter diesem Verkauf", sagte Betriebsratssprecher Glenn Magnusson am Volvo-Stammsitz Torslanda.

Volvo wird chinesisch: Ford verkauft an Geely (5 Bilder)

Volvo 245, Modelljahr 1975

Manch einen erinnerten Volvo-Modelle der 1970er- und 80er-Jahre an Ziegelsteine, fĂĽr andere wurde die Marke dadurch zum Kultobjekt (Bild: Volvo Car Corporation).

Schwedens Wirtschaftsministerin Maud Olofsson stellte sich bei der Vorstellung des Deals zwischen Ford-Finanzchef Lewis Booth und Li Shufu, um die Unterstützung durch die Regierung zu demonstrieren. Ford und der zweitgrößte chinesische Autokonzern hatten sich schon im Dezember im Prinzip geeinigt. Je länger sich die Unterschriften aber hinauszögerten, desto unruhiger wurden die Schweden: Hat die Zhejiang Geely Holding Group tatsächlich genug Kapital hinter sich, um neben dem vereinbarten Kaufpreis von 1,8 Milliarden US-Dollar (derzeit rund 1,3 Milliarden Euro) auch die hohen Kosten für die Entwicklung neuer Modelle, Investitionen, die angekündigte Expansion in Fernost und für neue Krisenschwankungen zu tragen?