Im SLS AMG auf der Route der Carrera Panamericana
Dass der Mercedes 300 SL zur Legende wurde, verdankt er auch seinem Sieg bei der Panamericana. Wir waren mit dem Siegerauto von damals und dem neuen FlĂĽgeltĂĽrer SLS AMG unterwegs in Mexiko
- Gregor Hebermehl
Puebla (Mexiko), 29. März 2010 – "Sowas war damals vollkommen normal, sowas konnte immer passieren", fällt Fahrerlegende Hans Herrmann angesichts eines umgekippten Lasters ein, den wir ausgangs einer unübersichtlichen Kurve gerade noch rechtzeitig bemerkt haben. Wir sind im neuen Mercedes SLS AMG unterwegs in Mexiko, fahren mit dem Flügeltürer auf Original-Routen der legendären Rallye Carrera Panamericana. Die Strecke führte in den Fünfzigern vom tiefen Süden Mexikos über 3000 Kilometer bis an die amerikanische Grenze nach Ciudad Juárez. Heute ist der Ort nahe dem texanischen El Paso als "mörderischste Stadt der Welt" berüchtigt: Allein 2009 fielen über 2000 Menschen den Auseinandersetzungen rivalisierender Drogen-Clans zum Opfer.
Weniger Käfer als erwartet
Mit einer Polizeieskorte geht es heraus aus der quirligen Stadt Puebla in Richtung Oaxaca. Die Sicherheitskräfte zeigen uns den Weg aus einer Gegend, die unser Navi nicht im Speicher hat und wo uns auch eine Karte nicht sonderlich weiterhilft, da die meisten StraĂźen nicht ausgeschildert sind. Unsere Kolonne ist somit recht auffällig unterwegs: mehrere bullige Dodge-Charger-Streifenwagen der PolicĂa Federal und ein paar FlĂĽgeltĂĽrer, die es erst ab Ende März 2010 zu kaufen gibt. Häufig sehen wir die Modelle Tsuru, Platina und Sentra von Nissan, den VW Pointer oder den Chevy Corsa und seine fĂĽr unsere Augen ungewöhnliche Stufenheck-Variante Chevy Monza. Dazwischen tummeln sich noch jede Menge buchstäblich abgefahrener Ami-Kisten aus den Sechzigern und natĂĽrlich der VW Käfer. Allerdings prägt er das StraĂźenbild nicht in dem MaĂźe, wie wir es vermutet hätten – auch die Mexikaner wenden sich langsam ab von dem in den 1930er-Jahren konzipierten Hecktriebler, der in Mexiko bis ins Jahr 2003 gebaut wurde.
Im SLS AMG auf der Route der Carrera Panamericana (46 Bilder)

In Mexiko auf den Spuren der Carrera Panamericana: Der Mercedes SLS AMG
Erstaunlich gute StraĂźen
Die Mexikaner, denen wir begegnen sind ausgesprochen freundlich. Sie gucken sich interessiert die Wagen an – wir haben nicht das Gefühl, in einer unsicheren Gegend zu sein. Dass es hier zeitweise auch anders zugeht, werden wir später noch erleben. Zunächst nehmen wir die zerschlissenen Fahrbahnen raus aus Puebla Stadt unter die Räder, weichen mit unserem tief liegenden Wagen den noch tiefer liegenden Schlaglöchern aus. Aber der Asphalt wird schnell besser, ist über 90 Prozent der Strecke in einem Top-Zustand. "Das war schon in den Fünfzigern so, Mexiko hatte ein starkes Interesse an der Rallye", erzählt uns Hans Herrmann. Der Renn-Haudegen ist 82 Jahre alt und wirkt 20 Jahre jünger. An der Panamericana hat er mit einem Porsche Spyder teilgenommen – aber sein Trainings-Gerät war der Mercedes 300 SL. Und so ein 300 SL gewann 1952 überraschend die Carrera Panamericana, wurde damit zur Legende. Dazu beigetragen hat auch die Tatsache, dass die Original-Panamericana nur von 1950 bis 1954 ausgetragen wurde – es gab einfach zu viele tödliche Unfälle. "Auch das war vollkommen normal, pro Jahr sind bis zu fünf Freunde von dir bei Rennen tödlich verunglückt. Nach fünf Jahren waren über 20 Freunde weg. Das mussten wir damals hinnehmen", erinnert sich Herrmann.