USA erwägen Exportbeschränkungen von KI-Chips für einige Staaten im Nahen Osten
Nach China könnten künftig auch Länder am Persischen Golf weniger KI-Chips von Nvidia und AMD bekommen. Ob das noch unter Biden verabschiedet wird, ist unklar.
(Bild: Connect world/Shutterstock.com)
Staaten wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate könnten bald Exportbeschränkungen von speziell für Künstliche Intelligenz geeigneten Chips unterliegen. Das wird zumindest derzeit innerhalb der US-Regierung unter dem scheidenden Joe Biden diskutiert, wie jetzt berichtet wird. Nach der Limitierung von Lieferungen etwa moderner KI-Beschleuniger nach China haben die USA demnach nun auch Staaten im Nahen Osten im Visier.
Dabei würden Grenzen für den Export von Lizenzen in bestimmte Länder gesetzt, schreibt Bloomberg und beruft sich dabei auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Wie schon bei den US-Sanktionen gegen Chinas Halbleiterbranche würden auch diese Exportbeschränkungen mit Interessen der nationalen Sicherheit der USA begründet. Allerdings wollten weder das für Exportbestimmungen zuständige Büro des US-Handelsministeriums noch betroffene Hersteller wie Nvidia, AMD und Intel bislang dazu Stellung nehmen.
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Die potenziellen Sanktionen dürften vorrangig G42 betreffen, die führende KI-Firma der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). G42 gehört zum staatlichen Fonds Mubadala der VAE und Mubadala kaufte seinerzeit AMD die Chipfertigung ab, um Globalfoundries aufzubauen. G42 investiert derzeit gemeinsam mit Cerebras in ein weltweites Netz von KI-Supercomputern namens Condor Galaxy.
Arabische KI-Firma reagiert gelassen
Angesprochen auf die möglichen Exportbeschränkungen sagte G42-Chef Peng Xiao laut Bloomberg gestern in Dubai: "Ich glaube nicht, dass es etwas Neues ist. Es gibt einen Grund, warum es überhaupt Exportkontrollen gibt. Es überrascht mich nicht, dass dies weiter läuft." Denn zuvor bereits hatten die USA Lieferungen von KI-Chips von Firmen wie Nvidia und AMD in über 40 Staaten des Nahen Ostens, Afrikas und Asiens eingeschränkt, da befürchtet wurde, dass diese die Halbleiterprodukte nach China weiterverkaufen könnten.
Sollte sich die aktuelle US-Regierung zu Exportbeschränkungen von KI-Chips für bestimmte Staaten entschließen, würde eine Verabschiedung in den letzten Monaten der Amtszeit von Joe Biden zeitlich knapp werden. Denn solche Regeln wären schwierig durchzusetzen und könnten die diplomatischen Beziehungen der USA mit den betroffenen Ländern belasten. Deshalb wären eingehende Beratungen über die Ausgestaltung der Vorgaben sowie eventuell Beratungen mit betroffenen Ländern und Firmen erforderlich.
Reaktionen von Kritikern und Chipherstellern
Kritiker befürchten, dass eine Ausweitung der Exportbeschränkungen den USA langfristig schaden könnte. Sollten andere Länder wie China in der Chip-Entwicklung aufholen und in Zukunft entsprechende Konkurrenzprodukte anbieten können, könnten mit den Exportrestriktionen belegte Länder zu diesen Chips statt denen aus den USA greifen.
Unklar ist auch, wie die Chiphersteller auf eine mögliche Ausweitung der Exportbeschränkungen reagieren würden. Nachdem Nvidia seine Top-Chips A100 und H100 nicht mehr nach China exportieren darf, hat das Unternehmen die Modelle A800 und H800 vorgestellt. Dabei handelte es sich im Prinzip um die regulären A/H100-Chips mit ungedrosselter Rechenleistung, deren Nvlink-Schnittstelle allerdings schlicht um ein Drittel gebremst wurde (von 600 auf 400 GByte/s), um die Exportbedingungen geradeso zu erfüllen.
(fds)