125 Jahre Diesel-Patent: Wie der Selbstzünder ins Auto kam

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Als erste Diesel-Pkw, die es dann wirklich in Serienproduktion schafften, gelten daher der 46 PS starke Mercedes-Benz 260 D und der 35 PS leistende Hanomag D 19 A, die beide auf der IAA in Berlin 1936 vorgestellt wurden. Hanomag lieferte ab 1937 ganze 1074 Exemplare aus, etwas größere Stückzahlen erreichte der Mercedes. Knapp 2000 Stück wurden in Pkw eingebaut, die fast alle als Taxis eingesetzt wurden.

Zögerlicher Privatkundenmarkt

Ebenfalls 1936 erschien Peugeots erster Pkw-Dieselmotor. Der selbst entwickelte, 40 kW/55 PS starke 2,3 Liter-Vierzylinder-Selbstzünder war bereits 1936, also zeitgleich mit dem Daimler 260 D, auf dem Pariser Salon vorgestellt worden – allerdings nicht in einem Pkw, sondern im Transporter MK4. Der Grund dürfte, ähnlich wie bei Citroën, zu wenig Nachfrage nach einem Diesel in der Limousine gewesen sein. Erst zwei Jahre nach dem Mercedes 260 D erschien Peugeots Diesel auch im 402. Bis 1940 wurden noch rund 1000 Peugeot 402 Diesel ausgeliefert und ebenfalls vor allem als Taxi verwendet. Eine längere Produktion verhinderten die Deutschen mit ihren gewalttätigen Weltmachtphantasien. Überlebt hat angeblich lediglich ein Exemplar.

Peugeots Diesel zeigt, wie die Citroën-Motoren, bereits die kugelförmigen „Comet“-Wirbelkammern, wie sie von fast allen Herstellern bis zur Einführung der Direkteinspritzung beibehalten wurden. Nur Daimler blieb mit seinen schon 1909 von l'Orange entwickelten Vorkammern bis zuletzt auf einem Sonderweg, trotz kleiner Nachteile dieses älteren Verfahrens. Beiden Kammer-Brennverfahren gemeinsam war der kultivierte Motorlauf und die für Pkw nötige Drehzahlfestigkeit. Zudem beherbergten sie die damals neuen Glühkerzen für einen schnellen Start auch bei niedriger Außentemperatur, was den frühen Diesel-Modellen zu einer 12-Volt-Elektrik verhalf, die sich bis in die 1970er-Jahre dann auch bei Autos mit Ottomotoren durchsetzte und bis heute üblich ist.

Nach dem Krieg entwickelte man bei Daimler-Benz zunächst den intern „OM 138“ genannten Dieselmotor in zwei Nachfolgegenerationen weiter. Erst 1958 ging man neue Wege und leitete den „OM 621“ von einem Ottomotor ab. Damit schuf Daimler den ersten Pkw-Dieselmotor mit obenliegender Nockenwelle, der bis 1978 in eigene Modelle und später in Lizenz noch lange weitergebaut wurde. Er war gewissermaßen stilprägend für moderne Pkw-Dieselmotoren.

Zehn Jahre später baute Peugeot im Kleinwagen 204 erstmals einen Dieselmotor vorn quer ein. Er zählte zu einem der Vorbilder des 1974 erschienenen VW Golf, der im September 1976 als Golf Diesel mit 50 PS Leistung vorgestellt wurde und in der Folge zu den preisgünstigen Diesel-Autos gehörte, die dem Randgruppenphänomen Selbstzünder zu weiterer Verbreitung verhalfen. Der Diesel gehörte zu den alternativen Antrieben und war noch ein richtiger Exot. Immerhin waren noch 1980 lediglich acht Prozent der deutschen Pkw mit einem Dieselmotor ausgestattet, heute ist es fast jeder zweite. Weil eine weitere Proliferation nur über den Preis zu erreichen war, waren auch im Golf Otto- und Dieselmotor eng verwandt – so rotierte im zeitgleich mit dem Golf Diesel erstmals vorgestellten Golf GTI sogar die baugleiche Kurbelwelle.