Am Stau vorbei

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Die Daten von der Polizei und den Induktionsschleifen laufen im Rechenzentrum des Landes-Verkehrsministeriums in Leverkusen zusammen und werden von dort automatisch an alle Sendestationen weitergeleitet. Ein eigens für die Sendeanstalten der ARD erstelltes Programm vereint die Daten von der Polizei, dem ADAC und den Induktionsschleifen und generiert daraus Informationen über die Verkehrslage.

Ehrenmelder

Seit 1997 können sich WDR-Hörer ehrenamtlich als private Staumelder registrieren lassen und Auskunft über aktuelle Verkehrsereignisse direkt an den Sender übermitteln. Dies ist besonders zur Erfassung der Verkehrslage auf Straßen nützlich, die das Messnetz nicht abdeckt. Aktuell haben sich bereits 40 000 Staumelder registriert, von denen etwa ein Drittel aktiv regelmäßig Staus, Baustellen und Gefahrenquellen melden. Diese Informationen fließen ebenfalls in den TMC-Meldebestand ein. Weil der WDR die Kontaktdaten von allen Staumeldern kennt, und alle übermittelten Gefahrenmeldungen durch die Polizei bestätigt werden müssen, ist die Fehlerquote sehr gering.

Einziger Nachteil ist der personelle Mehraufwand durch ein Call-Center, das die Anrufe entgegennimmt und die Informationen per Hand in das System eintragen muss. Fällt das Sensornetz komplett aus, ist dies aber der einzige Weg, den Radiohörer noch mit einigermaßen zuverlässigen Informationen über die Verkehrslage zu versorgen.

Stau ist nicht gleich Stau

Mehrere Mitarbeiter prüfen rund um die Uhr die Relevanz der eingegangenen Verkehrsinformationen, denn nicht immer erweisen sich gemeldete Staus als wirkliche Verkehrshindernisse und manche lösen sich bereits nach wenigen Minuten wieder auf.

Wie schnell sich Verkehrssituationen ändern können, zeigt Dr. Martin Treiber von der Technischen Universität Dresden in einer Web-Simulation [1]. Er demonstriert mit künstlich generierten Straßenverläufen und regelbarem Verkehrsaufkommen, dass Staus sich oftmals sehr schnell verlagern oder sogar in kurzer Zeit ganz verschwinden. Nur bei Unfällen und gesperrten Straßen bleibt das Staurisiko dauerhaft erhalten.

Deshalb kommt es bei der Weitergabe von Staudaten besonders auf die Erfahrung der Redaktionsmitarbeiter an, die auswählen, welche Daten fürs Navi sinnvoll sind. Besonders während des Berufsverkehrs entpuppen sich viele Staus nur als leicht zähfließender Verkehr. Erst ab einer gewissen Größe nehmen die Mitarbeiter eine Staumeldung auf, um sie redaktionell aufzubereiten und schließlich ans TMC-System weiterzugeben.

Ab ins Navi

Vom Dateneingang bis zur Meldung im TMC-Empfänger vergehen in der Regel nicht mehr als acht Minuten. Mit etwa 60 Bit pro Sekunde Übertragungsgeschwindigkeit empfängt ein Navi etwa zehn Meldungen pro Minute – allerdings nur bei optimaler UKW-Empfangsleistung. Die von den Navi-Herstellern meist beigelegte schlichte Wurfantenne reicht dafür nur selten aus. Die Folge sind verspätete Meldungen im Navi, nur weil eine TMC-Meldung verstümmelt übertragen wurde. Deshalb empfiehlt sich der Anschluss an die Radio-Antenne des Autos, die meist besser funktioniert.