Am Wendepunkt

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Als Motorisierungen soll die G-Klasse die brandneuen Reihensechszylinder bekommen: Als vorerst einziger Dieselmotor soll der OM656 mit voraussichtlich über 300 PS und der Ottomotor M256 DE 30 LA mit 367 PS eingesetzt werden. Alle größeren Ottomotoren werden V8-Aggregate sein, der V12 soll entfallen. Das bedeutet zwei Leistungsversionen um die 500 PS aus dem M177/M178 mit vier Litern Hubraum im G 500 sowie eine G 63 AMG-Version mit 571 PS. Alle Motorisierungen werden voraussichtlich mit der 9G-Tronic, einer Wandlerautomatik mit neun Gängen (NAG3) angeboten. Beim G 63 AMG könnte noch die 7G-Tronic eingebaut werden, weil die aktuelle 9G-Tronic bis 2017 noch nicht für die hohen Drehmomente des AMG-Motors ausgelegt sein könnte. Man erhofft sich eine Effizienzsteigerung von bis zu 20 Prozent.

Letzte Hoffnung Beschaffungsamt?

Mit diesen Maßnahmen könnte die G-Klasse vielleicht ein veritabler Gegner des Land Rover Range Rover werden. Verlierer dieser grundlegenden Modernisierung wären Nutzer, die einen Geländewagen brauchen. Doch trifft die kompromisslose Geländefähigkeit ohnehin nur noch auf Modelle zu, die Daimler an diverse militärische Kunden verkauft, zuletzt bestellte die Schweizer Armee im Juli 2013 über 4000 G 300 CDI. Die Modelle im Kundenkatalog sind schon seit Jahren so gut es eben geht straßentauglich gemachte Versionen, die dadurch gleichermaßen im Gelände eingeschränkt und auf der Straße konzeptionell gehandikapt sind. Das führt dazu, dass den meisten Kunden das Handling auf der Straße als unzeitgemäß empfinden und einige wenige die nötige Fahrwerksbeweglichkeit im Gelände vermissen.

So gesehen ist die technische Aufrüstung der kommenden Modelle völlig verständlich und Daimlers Pläne gewissermaßen als vorweggenommene Mehrheitsentscheidung im Sinne der Vermarktbarkeit verstehbar. Nur noch wenige potenzielle Hardcore-Nutzer unerschütterlichen Glaubens hoffen weiterhin darauf, dass das Nutztier fürs Militär weitergebaut und - ähnlich wie schon einmal das Modell "Professional" von 2010 bis 2013 - auch an zivile Nutzer weitergereicht werden wird. Für sie müssen die geplanten Änderungen wirken wie das Angebot auf einen Holzfäller, künftig mit einem Taschenmesser statt der Axt zur Arbeit zu gehen. Denn Karosserieverbreiterung, Einzelradaufhängung und Zahnstangenlenkung sind aus guten Gründen handfeste Nachteile, wenn man wirklich ins Gelände will. (fpi)