Ausbrecherkönig

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Wer seine Armmuskeln trainieren möchte, sitzt hier genau richtig. Die Kupplung will schon mit viel Schmalz gezogen werden, aber auch die Bremse verlangt nach einer hart zupackenden Hand. Es wollen schließlich neben dem eigenen Körper noch satte 322 kg verzögert werden und das mit einer winzig wirkenden einzelnen Scheibenbremse am Vorderrad. Vielleicht haben ja die Ami-Biker gelernt, mit den Sohlen ihrer Boots abzubremsen, aber für europäische Motorradfahrer ist das Bremsverhalten sehr gewöhnungsbedürftig. Das serienmäßige ABS nützt da auch nicht viel, beruhigt aber.

Auf die harte Tour

Für die in der alten Welt nicht selten auftauchenden holprigen Landstraßen hat die Breakout nicht viel übrig, sie bevorzugt topfebene Highways. Die Federwege betragen vorne gerade mal 117 mm, hinten sogar nur klägliche 79 mm – da wird jedes Loch in der Asphaltdecke zum Grand Canyon. Die Harley verteilt schon mal harte Tritte ins Kreuz. Die beiden hinteren Federbeine versteckten die Ingenieure unsichtbar unter dem Motor, so dass der gewollte Eindruck eines Starrahmens entsteht. In Kurven ziehen die Fußrasten schon bei moderater Schräglage mit markerschütternden Kratzen Riefen in den Asphalt.

Stilsicher cruisen

Die Sitzposition ist so, wie man sie bei einer Harley erwartet: Die Füße weit vorne geparkt, die Sitzbank niedrig – der Allerwerteste ruht nur 660 mm über der Fahrbahn – und die Arme über den langen Tank zum Lenker gestreckt. Ist auf Dauer nicht wirklich bequem – als erstes fängt das Steißbein an zu protestieren – aber zum Cruisen auf dem Sunsetboulevard natürlich stilgerecht. Wer hauptsächlich geradeaus fährt, kann auch die Gabel im sehr flachen Winkel von 55 Grad vor sich herschieben. Bei der Übung fühlen sich Mann und Maschine am wohlsten. Entspannt mit 2000 U/min flanieren oder auf der Route 66 in den Sonnenuntergang rollen.

Ausbrecherkönige werden wohl zu anderen Fluchtfahrzeugen greifen, aber Harley-Liebhaber mit Hang zur stilvollen Fortbewegung bei eher ruhiger Gangart können auf ihr glücklich werden. Bliebe noch eine Hürde beim Harley-Händler zu nehmen. Der verlangt 20.895 Euro für die Softail Breakout. Sicher eine ansehnliche Summe, wer die Wertstabilität und den Coolnessfaktors der Breakout schätzt, hat das Geld aber gut investiert. (fpi)