Hirsch auf Trab

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Umgerechnet knapp 290 Millionen Euro Umsatz machte allein das Motorenwerk im vergangenen Jahr, rund 20.000 Diesel- und bald auch Erdgasmotoren werden von 4800 Mitarbeitern gebaut. Das Stammwerk, ein paar Straßen weiter, fertigt heute schwere V-Dieselmotoren mit bis zu 800 PS und wird im nächsten Jahr 100. GAZ-Motoren aus Jaroslawl treiben Lkw genauso an wie Muldenkipper für den Bergbau, Traktoren, Mähdrescher oder Stromgeneratoren.

GAZ selbst hat 13 Werke in acht Regionen Russlands und beschäftigt 44.000 Mitarbeiter. Der Autobauer erfindet sich gerade neu. Pkw stehen nicht mehr auf der Liste. Dafür wird das Lkw-Portfolio nach und nach auf einen modernen Stand gebracht. In den vergangenen fünf Jahren hat GAZ fast 36 Milliarden Rubel in die Einführung neuer Technologien und die Erneuerung des Sortiments gesteckt – nach aktuellem Kurs sind das rund 520 Millionen Euro. Pressen, Karosseriebau, Lackierei, Montage – alles neu. Die Schweißausrüstung kommt aus Südkorea von LG, die Lackiererei von Haden und Eisenmann, die Presslinien aus Japan – allerdings ist die Fertigungstiefe noch deutlich ausgeprägter als in westeuropäischen Autofirmen.

Ausbildung von Zulieferstrukturen

Ein Beispiel ist der Einbau der Sitze. Während die im Westen von Zulieferfirmen vollständig montiert geliefert werden, erfolgt in Nischni Novgorod die komplette Sitzmontage am Band: Federn, Gestell, Schaumstoffteile, Stoffbezüge – alles wird vor Ort zusammengebaut. Der Hauptgrund dafür, sagt Wadim Sorokin, CEO der GAZ Gruppe, sei das Fehlen von Zulieferer-Strukturen. Das allerdings soll sich möglichst schnell ändern: Kühler für Nutzfahrzeuge, Auspuffanlagen, Volkswagen-Achsen, Rahmen und Befestigungsmaterial kommt schon von lokalen Lieferanten.

Die Modellreihen bei den leichten Nutzfahrzeugen sind grundlegend überarbeitet worden und entsprechen schon beinahe westeuropäischen Standards: Euro-5, moderne Ergonomie, konkurrenzfähige Motoren. Den Start machte Anfang 2014 der 3,5-Tonner GAZelle Next als Pritschenwagen mit Doppelkabine, Kleinbus und als Kastenwagen. Dieses Jahr sind vor allem die größeren Fahrzeuge dran, wie der Offroad-Schwerlast-Lkw Ural Next. Helfen soll dabei die Plattform-Strategie: Fahrerhaus-Modul, Türen, Fahrgestell und Motoren sind unter den Modelllinien weitgehend austauschbar.